2005-12-04 12:25:49

D: Lea Ackermann, "Moderne Sklaverei"


Menschenhandel und moderne Sklaverei - das ist nicht nur ein europäisches Phänomen. Darauf macht die deutsche Ordensschwester Lea Ackermann aufmerksam. In einem Kommentar für Radio Vatikan sagt die Gründerin der Hilfsorganisation "Solwodi": "Nach Schätzungen der UNO werden weltweit jedes Jahr mindestens fünf Millionen Frauen und Kinder verkauft und versklavt. Damit machen Menschenhändler und ihre Helfershelfer, so die UNO, alljährlich sieben Billionen Dollar Profit. Die neuen Sklavenhalter sind zunehmend auch schwarze Männer. Zum Beispiel afrikanische Diplomaten, die junge Filippinas als Dienstbotinnen ausbeuten: ohne Bezahlung, ohne freie Tage, dafür mit Sexualgewalt."

Hier ist der komplette Text von Schwester Lea Ackermann - Titel: "Ich habe einen Traum..."

"Ich weiß noch, wie entsetzt ich als junges Mädchen über den Sklavenhandel war. Das einzige, was mich das damals getröstet hat, war der Gedanke: „Das gibt es nicht mehr.“ Aber leider mußte ich erkennen: Das gibt es wieder! Darum habe ich 1985 in Kenia, wo weiße Prostitutionstouristen aus den reichen Industrienationen skrupellos das wirtschaftliche Elend schwarzer Frauen ausbeuten, die Organisation Solwodi gegründet: Solidarität with women in distress – Solidarität mit Frauen in Not. Denn der so genannte Menschenhandel ist vor allem der Handel mit Frauen und Mädchen. Mit falschen Versprechungen gelockt oder gewaltsam verschleppt, landen sie meist in der Zwangsprostitution. Für zehn bis zwölf Millionen Afrikaner begann im 16. Jahrhundert der Weg in die Sklaverei. Die modernen Sklavinnen des 21. Jahrhunderts kommen auch aus Afrika, ebenso aus Asien und Lateinamerika und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zunehmend aus dem europäischen Osten. Seit Anfang der 1990er Jahre, schätzt die EU-Kommission, werden alljährlich 120.000 Osteuropäerinnen als Prostituierte an den Westen verschachert. Nach Schätzungen der UNO werden weltweit jedes Jahr mindestens fünf Millionen Frauen und Kinder verkauft und versklavt. Damit machen Menschenhändler und ihre Helfershelfer, so die UNO, alljährlich sieben Milliarden Dollar Profit. Die neuen Sklavenhalter sind zunehmend auch schwarze Männer. Zum Beispiel afrikanische Diplomaten, die junge Filippinas als Dienstbotinnen ausbeuten: ohne Bezahlung, ohne freie Tage, dafür mit Sexualgewalt.
Das kleine Dänemark schaffte die Sklaverei 1792 ab, gefolgt von England. Auf dem Wiener Kongress 1815 verabschiedeten fast alle europäischen Länder Gesetze, die den Sklavenhandel verboten. Obwohl auch einige Staaten der USA dem europäischen Beispiel folgten, gab es 1859 in den Südstaaten noch vier Millionen Sklaven. Für ihre Befreiung kämpfte vor allem die Erste Frauenbewegung in Amerika, die für Frauen das Wahlrecht forderte und für Sklaven Menschenrechte. Angestiftet von seiner streitbaren Ehefrau Mary Todd proklamierte Präsident Abraham Lincoln 1862 die Beendigung der Sklaverei. Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg wurde diese Proklamation am 6. Dezember 1865 – also vor genau 140 Jahren – als 13. Zusatz in die amerikanische Verfassung aufgenommen.
Befreit waren die Sklaven nun, aber frei waren sie auch 100 Jahre später noch nicht. Darum hielt Pastor Martin Luther King am 28. August 1963 in Washington vor Hundertausenden seine legendäre Rede „Ich habe einen Traum...“ Er träumte von Freiheit und Gleichheit für seine schwarzen Brüder – für „die Söhne von früheren Sklaven“, wie er sagte. Auch ich habe einen Traum. Ich träume von Freiheit und Gleichheit für meine auch heute noch versklavten Schwestern – schwarze wie weiße, überall auf der Welt.
"

(rv 04.12.05 sk)







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