Papst Benedikt XVI. hält an einer Reise nach Istanbul fest. In einem Schreiben an
den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., bedauert der Papst,
dass er das heutige orthodoxe Andreasfest nicht bei seinen orthodoxen Brüdern in Istanbul
feiern kann. Wörtlich heißt es in dem Schreiben, der Papst wolle "diese Reise zum
Hauptsitz der orthodoxen Kirche so bald wie möglich tun". Der vatikanische Verantwortliche
für Ökumene, Kardinal Walter Kasper, ist in Istanbul, um Bartholomaios das Schreiben
Benedikts zu übergeben und am Andreasfest teilzunehmen. Bartholomiaos, Nachfolger
des heiligen Andreas, hatte den Papst eingeladen; die Visite war aber an einem Einspruch
der türkischen Regierung gescheitert. Jetzt hoffen Vatikan und Phanar, so der Name
des Amtssitzes des Ehrenoberhaupts der Orthodoxen, auf einen Papstbesuch im nächsten
Herbst. Der Patriarch kann Rückendeckung aus Rom gut gebrauchen, weil ihm die türkische
Regierung das Leben nicht einfach macht. Auch Johannes Paul II. hatte 1979, etwa ein
Jahr nach seinem Amtsantritt, am orthodoxen Andreasfest in Istanbul-Konstantinopel
teilgenommen. Benedikt hofft in seinem Schreiben auch, dass bald die Hindernisse
überwunden werden, die beiden Kirchen derzeit eine gemeinsame Eucharistiefeier noch
verwehren. Der Papst erinnert in seinem Schreiben an das historische Treffen von Paul
VI. und Patriarch Athenagoras. Es habe die Tür zum katholisch-orthodoxen Dialog aufgestoßen. (rv
30.11.05 sk)