2005-11-25 14:41:48

Deutschland: Wallner, "wie kleine Kinder"


Zum ersten Advent soll es im Bistum Regensburg keinen Diözesanrat mehr geben. Seit Tagen geht die Meldung von dieser Neuordnung der Rätestrukturen durch Bischof Gerhard Ludwig Müller durch Deutschland. Heute treffen sich die gewählten Laienvertreter auf Diözesanebene zur seit langem geplanten turnusmäßigen Hauptausschusssitzung. Über ihre Auflösung wurden sie bislang nicht offiziell informiert, sagt Fritz Wallner. Im November 2003 wurde er zum Vorsitzenden des Diözesanrats gewählt. Ob er noch im Amt ist? Rechtlich schwierig, da ein Zusammenschluss von gläubigen Laien nach den Konzilsdokumenten von der Mitwirkung der Diözesanleitung erst einmal nicht direkt abhängt. Ein Pastorralrat, wie ihn Bischof Müller jetzt einrichten will, ist laut dem Konzilspapier zur Hirtenaufgabe der Bischöfe zusätzlich möglich. Wallner zur aktuellen Lage:
 
"Aufgrund der rechtlichen Einschätzung namhafter Kirchenrechtler wird es wohl so sein, dass wir was den Teil Katholikenrat angeht, noch im Amt sind, weil dieser Teil des Diözesanrats aus dem Vereinigungsrecht kommt und dieses Vereinigungsrecht wiederum ist im kirchlichen Gesetzbuch verankert, so dass, da ja ohnehin jeder förmliche Akt der Auflösung bisher fehlt, tatsächlich der Diözesanrat als Katholikenrat besteht. "

 
Bischof Müller kündige die Einheit im Bistum wie unter den deutschen Diözesen auf, so Wallner. Er sei nicht wütend, aber enttäuscht. Enntäuscht darüber, dass im Bistum Regensburg offenbar kein Dialog möglich ist, dass die Betroffenen Laien weder vorher angehört noch nachher persönlich informiert wurden:


"Es ist nämlich tatsächlich so, dass seit Monaten mit uns niemand mehr spricht. Und das ist nach meiner Einschätzung ein eklatanter Verstoß gegen wichtige Grundsätze, die beim Zweiten Vatikanum herausgearbeitet worden sind."
 
Was den Geist des Konzils im Hinblick auf Zusammenarbeit, Communio und Volk Gottes angehe, ginge es im Bistum Regensburg rückwärts, sagt Wallner. Größter Problempunkt für ihn an der so genannten Neuordung des Laienapostolats daher:


"dass Buchstabe und Geist des Konzils einfach verletzt werden, wenn man jede Mitverantwortung die bisher in der Kirche auch in Regensburg möglich gewesen ist, jetzt einfach wegdrückt. Wir werden nur noch Helfer. Wir sind nicht mehr so akzeptiert, wie das mittlerweile die Gesellschaft ausdrücklich tut. Es ist doch wirklich traurig, dass da Frauen und Männer arbeiten, die in Familie und Beruf, überall im gesellschaftlichen Leben und im politischen Leben ihre Frau und ihren Mann stehen, dass die in der Kirche behandelt werden wie kleine Kinder - in der Diözese Regensburg."

 
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat vergangenes Wochenende Bischof Müller aufgefordert, "die verfügte Auflösung des Diözesanrates und der Dekanatsräte zurückzunehmen". Nuntius Erwin Josef Ender, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hatten die Vollversammlung in Bad Godesberg besucht. Der Beitrag der Laien für Kirche und Gesellschaft sei unverzichtbar, so Lehmann.

 
"Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken gibt selbst Zeugnis davon."
 
Die gewählten Laienvertreter Deutschlands warteten auf eine Ausssage zu Regensburg. Ungeduldiges Raunen, Stühle rücken, Rascheln erfüllten den Saal - so lange, bis das Bekenntnis des DBK-Vorsitzenden fast unterging. Wir wollen, so Lehmann auch "angesichts dessen, was in diesen Tagen geschehen ist, nicht hoffen, dass wir diese Einheit, die den einzelnen Bistümern dann auch noch genügende Freiheitsgestaltung gibt, verlieren."

 
(rv 21.11.05 bp)







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