Zum ersten Advent soll es im Bistum Regensburg keinen Diözesanrat mehr geben. Seit
Tagen geht die Meldung von dieser Neuordnung der Rätestrukturen durch Bischof Gerhard
Ludwig Müller durch Deutschland. Heute treffen sich die gewählten Laienvertreter auf
Diözesanebene zur seit langem geplanten turnusmäßigen Hauptausschusssitzung. Über
ihre Auflösung wurden sie bislang nicht offiziell informiert, sagt Fritz Wallner.
Im November 2003 wurde er zum Vorsitzenden des Diözesanrats gewählt. Ob er noch im
Amt ist? Rechtlich schwierig, da ein Zusammenschluss von gläubigen Laien nach den
Konzilsdokumenten von der Mitwirkung der Diözesanleitung erst einmal nicht direkt
abhängt. Ein Pastorralrat, wie ihn Bischof Müller jetzt einrichten will, ist laut
dem Konzilspapier zur Hirtenaufgabe der Bischöfe zusätzlich möglich. Wallner zur aktuellen
Lage: "Aufgrund der rechtlichen Einschätzung namhafter Kirchenrechtler
wird es wohl so sein, dass wir was den Teil Katholikenrat angeht, noch im Amt sind,
weil dieser Teil des Diözesanrats aus dem Vereinigungsrecht kommt und dieses Vereinigungsrecht
wiederum ist im kirchlichen Gesetzbuch verankert, so dass, da ja ohnehin jeder förmliche
Akt der Auflösung bisher fehlt, tatsächlich der Diözesanrat als Katholikenrat besteht.
"
Bischof Müller kündige die Einheit im Bistum wie unter
den deutschen Diözesen auf, so Wallner. Er sei nicht wütend, aber enttäuscht. Enntäuscht
darüber, dass im Bistum Regensburg offenbar kein Dialog möglich ist, dass die Betroffenen
Laien weder vorher angehört noch nachher persönlich informiert wurden:
"Es
ist nämlich tatsächlich so, dass seit Monaten mit uns niemand mehr spricht. Und das
ist nach meiner Einschätzung ein eklatanter Verstoß gegen wichtige Grundsätze, die
beim Zweiten Vatikanum herausgearbeitet worden sind." Was den Geist
des Konzils im Hinblick auf Zusammenarbeit, Communio und Volk Gottes angehe, ginge
es im Bistum Regensburg rückwärts, sagt Wallner. Größter Problempunkt für ihn an der
so genannten Neuordung des Laienapostolats daher:
"dass Buchstabe und
Geist des Konzils einfach verletzt werden, wenn man jede Mitverantwortung die bisher
in der Kirche auch in Regensburg möglich gewesen ist, jetzt einfach wegdrückt. Wir
werden nur noch Helfer. Wir sind nicht mehr so akzeptiert, wie das mittlerweile die
Gesellschaft ausdrücklich tut. Es ist doch wirklich traurig, dass da Frauen und Männer
arbeiten, die in Familie und Beruf, überall im gesellschaftlichen Leben und im politischen
Leben ihre Frau und ihren Mann stehen, dass die in der Kirche behandelt werden wie
kleine Kinder - in der Diözese Regensburg."
Das Zentralkomitee
der deutschen Katholiken (ZdK) hat vergangenes Wochenende Bischof Müller aufgefordert,
"die verfügte Auflösung des Diözesanrates und der Dekanatsräte zurückzunehmen". Nuntius
Erwin Josef Ender, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl
Lehmann, hatten die Vollversammlung in Bad Godesberg besucht. Der Beitrag der Laien
für Kirche und Gesellschaft sei unverzichtbar, so Lehmann.
"Das
Zentralkomitee der deutschen Katholiken gibt selbst Zeugnis davon." Die
gewählten Laienvertreter Deutschlands warteten auf eine Ausssage zu Regensburg. Ungeduldiges
Raunen, Stühle rücken, Rascheln erfüllten den Saal - so lange, bis das Bekenntnis
des DBK-Vorsitzenden fast unterging. Wir wollen, so Lehmann auch "angesichts dessen,
was in diesen Tagen geschehen ist, nicht hoffen, dass wir diese Einheit, die den einzelnen
Bistümern dann auch noch genügende Freiheitsgestaltung gibt, verlieren."