Seit ihrer Gründung vor elf Jahren bereitet die Päpstliche Akademie für Sozialwissenschaften
bestimmte Grundthemen der modernen Gesellschaft für die Kirche auf. Ihre Mitglieder,
hochrangige internationale Wissenschaftler, sprechen etwa über Globalisierung, Arbeit,
Generationengerechtigkeit oder Demokratie. Bei der eben abgeschlossenen Vollversammlung
stellte gestern Abend der Akademie-Angehörige und Münchner Sozialrechtler Hans Zacher
einen Band vor, der Reflexionen zum Thema Demokratie sammelt. Bei der Gründung der
Akademie wurde das Thema Demokratie, sagt Zacher, als eines der dringlichsten ausgewählt,
"weil sie gerde für die Kirche als weltweite Institution überall ein
anderes Gesicht hat. Die Fragen der Demokratie stellen sich anders etwa in Osteuropa,
wo die Demokratie aufwachen muss aus der Zerstörung der Gesellschaft, weil sie in
der Gesellschaft nicht vorhanden war. Oder in Asien, wo doe Wertvorstellungen wesnetlich
andere sind, wo etwa der Stellenwert der Familie ein ganz anderer ist als in Europa.
Wir haben ja auch die Entwicklungsländer, in denen die Armut so groß ist. Wie sollen
die Menschen denn da demokratisch mitwirken? - Das haben wir uns gefragt."
Katholiken
können, wenn sie zusätzlich von der Kirche richtig angeleitet sind, einen herausragenden
Dienst an der Demokratisierung der Gesellschaft leisten. Es geht darum, erklärt Zacher,
"dass Gesellschaft in der Demokratie und der Anteil, den der einzelne
und die Gesellschaft an der Demokratie nehmen, dass das ein Dienst am Menschen ist.
Das zu lernen, dass man sich vor der Demokratie nicht drücken darf, sondern dass dann
man hier mitwirken muss, das war eine dieser Fragen."
In gewisser
Weise ist die Arbeit der päpstlichen Sozialakademie sogar eine Wende in der Kirchengeschichte,
erinnert Zacher.
"Die Kirche hatte es ja sehr lange schwer gehabt mit
der Demokratie, die Päpste haben sehr lange gebraucht, ein "Ja" zur Demokratie zu
sagen. Das war erst nach der Katastrophe des Nationasozialismus, des Bolschewismus
und vor allem des Krieges so weit. 1944 sagte Pius XII., jetzt wollen die Menschen
Demokratie, und das ist eine Lösung. Aber bis zu dieser Erschütterung hat es gedauert.
Die Arbeit der Kriche positiv auf die Demokratie einzustimmen als eine Verantwortung
der Menschen für die Menschen, das war uns ein wichtiges Anliegen." (rv 22.11.05
gs)