Papst Benedikt XVI. hat am Vormittag Italiens Premierminister Silvio Berlusconi in
Audienz empfangen. Die Unterredung in der päpstlichen Privatbibliothek dauerte eine
gute halbe Stunde, danach sprach der italienische Regierungschef mit Kardinalstaatssekretär
Angelo Sodano. Wie der vatikanische Pressesaal mitteilte, ging es bei der Unterredung
mit dem Papst um "bilaterale Probleme" zwischen Staat und Kirche in Italien. Beide
Seiten hätten ihren Willen bekräftigt, weiterhin auf der Grundlage der Lateranverträge
von 1929 zusammenarbeiten zu wollen. Außerdem, so die knappe Mitteilung des Pressesaals,
hätten der Papst und der Regierungschef "einige Informationen über die aktuelle internationale
Lage" ausgetauscht. Die Audienz für Berlusconi fällt in eine heikle Phase, was
Italiens Staat-Kirche-Verhältnis anbelangt. Erst gestern hatte die italienische Bischofskonferenz
die von Berlusconi angestrengte Verfassungsänderung indirekt kritisiert. Die Bischöfe
erklärten allerdings, dass sie diesmal keinerlei Wahlempfehlung für das Referendum
zur Verfassung abgeben werden. Bei der Volksabstimmung zur künstlichen Befruchtung
im Juni hatten Italiens Bischöfe die Bevölkerung zum Boykott aufgerufen. Tatsächlich
scheiterte das Referendum, weil nicht genug Wähler ihre Stimme abgaben. (rv 19.11.05
gs)