ZDK: Debatten über Koalitionsvertrag und den "Fall Regensburg"
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) tagt heute und morgen in Bonn-Bad
Godesberg. Angesichts der heutigen Unterzeichnung des Koalitionsvertrages zwischen
CDU und SPD steht natürlich die politische Großwetterlage in der Bundesrepublik ganz
oben auf der Themenliste. Wir haben beim Präsidenten Hans Joachim Meyer nachgefragt:
Wie sieht das ZdK den Koalitionsvertrag? "Also, unsere Bewertung ist - wie man
so schön sagt - kritisch-konstruktiv. Ich halte ihn für eine gute Grundlage für die
Regierungsarbeit. Es ist mehr als ein Kompromiss auf der Linie des kleinsten gemeinsamen
Nenners. Was wir für gut halten, ist die familienpolitische Ausrichtung, die sich
auch in Beziehung setzt zur Realität. Das heißt, zu der Tatsache, dass für viele junge
Frauen heute der Lebenswunsch darin besteht, Mutter zu sein und im Beruf sich zu verwirklichen,
und da scheint ja die Koalition zu beabsichtigen, auf dem Weg voranzugehen." Weiter
begrüßt das ZdK die Festschreibung ethischer Grenzen in dem Vertragswerk. Positiv
auch: die Passagen, in dem es um die angestrebte Bekämpfung von Zwangsprositution
geht. Besonders kritisch blicken die katholischen Laien dagegen auf die Umsetzung
der UNO-Milleniumsziele zur weltweiten Armutsbekämpfung. Neben der Bundespolitik,
sagt Präsident Meyer, bewegt ein aktueller Fall aus der deutschen Kirchenpolitik
die Gemüter - die faktische Auflösung des Diözesanrates in Regensburg durch Bischof
Gerhard Ludwig Müller: "Es bedeutet den Abschied von der Gemeinsamen Synode von
Würzburg im Jahr des 30-jährigen Jubiläums dieser Synode. Und das ist eine Verletzung
der Einheit der Kirche: Er schert hier aus der Gemeinschaft der Bischöfe, der katholischen
Kirche in Deutschland aus, ohne einen wirklichen Grund zu haben. Es ist kein Grund
erkennnbar , eigentlich ist ja sein Grund nur immer, er kann als Bischof machen, was
er will. Als Realisten müssen wir leider auch auf diesen traurigen Vorgang eingehen,
der absolut überflüssig ist. Ich kann überhaupt nicht begreifen, dass Bischof Müller
nichts anderes im Sinn hat, als die bewährte Zusammenarbeit und Partnerschaft zwischen
Bischöfen und organisierten katholischen Laien in einer solchen Weise zu beschädigen."
(rv 18.11.05 hr)