Jedes Jahr verleiht die Katholische Männerbewegung Österreichs den Oscar-Romero-Preis.
An Leute, die sich besonders für Menschenrechte und Entwicklung in den Ländern des
Südens engagiert haben. Heute nun erhält in Graz Günther Zgubic die mit 10.000 Euro
dotierte Auszeichnung – der Priester aus der Steiermark arbeitet seit über 15 Jahren
als Gefängnisseelsorger in Brasilien. Seine Erfahrung - immer mehr Menschen wandern
dort ins Gefängnis, oft auch aus nichtigem Anlass: "In ganz Brasilien hat sich
die Zahl der Gfangenen in zehn Jahren verdoppelt oder verdreifacht in allen Bundesstaaten.
Das ist eine Zeitbombe: die Leute kommen in fünf Jahren aus den Gefängnissen zurück
und wir haben dann fünf Mal so viel Verstoßene, von denen niemand mehr in der freien
Gesellschaft wissen will und bei diesem sozial- und sicherheitspolitischen Maßnahmen
wird es nur zu einem Bürgerkrieg kommen! Es kann sich alles nur verschlechtern, weil
wir viel mehr Ausgeschlossene haben!" Als Koordinator der nationalen Gefängnisseelsorge
Brasiliens hat Zgubic schon viel erreicht - unter anderem, dass die äußert fragwürdigen
Polizeigefängnisse langsam ersetzt werden durch Untersuchungshaftanstalten mit internationalen
Standards. Und dennoch: Folter gegen Häftlinge ist in Brasilien noch immer bittere
Realität: "Ein Hauptproblem ist, dass die Verhörmethoden in Brasilien oft noch
der Inquisistion folgt: Es gibt keinen Rechtsanwalt drinnen, keinen Richter, es gibt
keinen Staatsanwalt, es gibt niemanden, der das Verhalten der Polizisten kontrolliert,
und damit ist eine der wichtigsten und brutalsten Folterquellen noch überhaupt nicht
ausgeschaltet." (rv 11.11.05 hr)