Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. hat die Gleichberechtigung der Christen
in allen mehrheitlich muslimischen Ländern eingemahnt. Bartholomaios sprach auf der
internationalen Konferenz "Islam in einer pluralistischen Welt" in der Wiener Hofburg,
die heute zu Ende ging. Dabei haben Redner aus allen großen Religionen vor einen Zusammenprall
der Kulturen gewarnt. "Es scheint, dass die Lage der Christen in einigen muslimischen
Ländern unsicher ist und wesentlich verbessert werden sollte." Das sagte Bartholomaios,
ds geistliche Oberhaupt der Weltorthodoxie - er residiert übrigens in Istanbul. Und
weiter: "Christen und andere Minderheiten sollten in diesen Ländern die gleichen Rechte
und Möglichkeiten haben wie die islamischen Brüder und Schwestern in christlichen
Ländern wie etwa hier in Österreich." Zugleich betonte der Patriarch, dass die Konflikte
zwischen Muslimen und Christen ihre Wurzeln in der Politik und nicht im Glauben hätten.
Bei einem Treffen mit Bartholomaios hat Bundeskanzler Wolfgang Schüssel ihm Grüße
und Wünsche von Papst Benedikt XVI. ausgerichtet. Der irakische Präsident Jalal
Talabani versicherte auf der Konferenz, die neue Verfassung des Irak garantiere auch
die Rechte der religiösen Minderheiten. Zwar basiere sie auf dem islamischen Recht
der Sharia. Doch den anderen Religionen, vor allem den Christen, werde die freie Religionsausübung
garantiert. Der afghanische Präsident Hamid Karzai sagte bei der Konferenz in
Wien, Unterschiede im Glauben seien kein Hindernis für den Aufbau einer neuen Gesellschaft
in seinem Land. Die vergangenen vier Jahre hätten gezeigt, dass "Zusammenarbeit Einmischung
ersetzen kann". Karzai beklagte, dass ausländische Invasionen die "alte Tradition"
der Toleranz und das Bemühen um Entwicklung in seinem Land zerstört hätten. (pm
16.11.05 sk)