Vatikan: Charles de Foucauld ist selig

Charles de Foucauld, Einsiedler und Missionar aus Frankreich, ist selig. Die katholische Kirche hat damit drei neue Selige, alle lebten sie im 20. Jahrhundert. Der Kurienkardinal und Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen, José Saraiva Martins, zelebrierte den Festgottesdienst heute Morgen im Petersdom. Im Auftrag von Papst Benedikt XVI. erhob er Foucauld (1858-1916) zur Ehre der Altäre und mit ihm die Ordensgründerinnen Maria Pia Mastena (1881-1951) aus Verona und die Sizilianerin Maria Crocifissa Curcio (1877-1957).

Martins Plädoyer:

"Sie werden heute als Selige anerkannt, denn sie wussten, wie sie als gute und treue Diener die Talente einsetzen konnten, die ihnen vom Herrn anvertraut waren."

Nach den Bitten der jeweiligen Diözesanbischöfe, die Diener Gottes in das Buch der Seligen einzuschreiben, verlas Kardinal Martinis das Apostolische Schreiben mit der Seligsprechungsformel:

"Indem wir die Wünsche unserer Brüder Claude Rault, Bischof von Laghouat, Kardinal Camillo Ruini, Kardinalvikar für die Diözese Rom, und Gino Reali, Bischof von Porto-Santa Rufina und vieler anderer Brüder im Episkopat und vieler Gläubiger erhören und nachdem Wir auch die Meinung der Kongregation für die Heiligsprechungen gehört haben, erklären Wir aufgrund unserer Apostolischen Autorität, dass die Diener Gottes Charles de Foucauld, Maria Pia Mastena und Maria Crocifissa Curcio von nun an Selige genannt werden."

Ebenfalls im Apostolischen Schreiben verfügt sind die Festtage der neuen Seligen: Am 1. Dezember für Charles de Foucauld, am 27. Juni für Maria Pia Mastena und am 4. Juli für Maria Crocifissa Curcio.

In der Predigt rief Martins kurz die wichtigsten Lebensstationen der Seligen in Erinnerung. Zu Charles de Foucauld sagte er:

"Charles de Foucauld hatte einen bedeutenden Einfluss auf die Spiritualität des 20. Jahrhunderts, und er bleibt am Anfang dieses dritten Jahrtausends ein fruchtbarer Bezugspunkt, eine Einladung zu einem radikal evangeliumsgemäßen Lebensstil – und das auch jenseits der Gruppe jener, die den verschiedenen Vereinigungen angehören, aus denen seine vielzählige und vielgestaltige geistliche Familie entstanden ist."

Rund 20 Ordensgemeinschaften, Verbände und Vereinigungen berufen sich weltweit auf das geistige Erbe des Einsiedlers auf den Spuren Jesu. Nach Stationen in Nazareth und langen Jahren in der Sahara wurde er in Algerien ermordet. Seine Botschaft laut Kardinal Martins:

"Das Evangelium in seiner ganzen Einfachheit anzunehmen, zu evangelisieren, ohne etwas auferlegen zu wollen, Zeugnis für Jesus abzulegen im Respekt vor anderen religiösen Erfahrungen, den Primat der im Geist der Geschwisterlichkeit gelebten Liebe zu unterstreichen, das sind nur einige der wichtigsten Aspekte eines wertvollen Erbes, das uns einlädt, so zu handeln, dass unser Leben – so wie jenes des seligen Charles – darin besteht, 'das Evangelium über die Dächer zu schreien… zu schreien, dass wir zu Jesus gehören'."

Immer wieder brandete Applaus auf. Der Petersdom war bis auf den letzten Platz gefüllt, zehntausende Gläubige harrten draußen auf dem Platz aus. Unter ihnen zahlreiche Ordensangehörige, Priester aus den Gemeinschaften Foucoulds und Tuareg: Männer mit leuchtend blauen Gewändern und weißen Turbanen, Frauen in Festgewändern in Rot und Gold. Weltkirche zum Anfassen, eine der Fürbitten wurde auf arabisch vorgetragen.

Am Ende des Festgottesdienstes kam Papst Benedikt herunter in den Petersdom und betete kurz vor den Reliquien der neuen Seligen. An die Gläubigen gewandt betonte er auch er das große Zeugnis der drei, die nun im Buch der Seligen verzeichnet sind.

"Liebe Brüder und Schwestern, danken wir dem Herrn für das Geschenk dieser neuen Seligen und strengen wir uns an, ihre Beispiele an Heiligkeit nachzuahmen. Ihre Fürbitte erhalte uns in der Treue zu Christus und zu seiner Kirche. Mit diesen Bitten versichere ich Euch allen zugleich ein herzliches Gebetsgedenken und spende Euch und allen, die Euch nahe stehen, den Apostolischen Segen."

(rv 13.11.05 bp)