D: Kritik am Koalitionsvertrag aus katholischer Frauensicht
Die große Koalition in Deutschland ist unter Dach und Fach. Knapp acht Wochen nach
der Bundestagswahl haben Union und SPD ihre Verhandlungen abgeschlossen und sich auf
einen Koalitionsvertrag geeinigt. Die wichtigsten Eckpunkte - zumindest für den Verbraucher:
Die Mehrwertsteuer steigt ab 2007 von
16 auf 19 Prozent; Spitzenverdiener ab
einer viertel Million Jahresumsatz zahlen eine so genannte Reichensteuer. Und: Der
Kündigungsschutz bei Neueinstellungen wird gelockert, die Probezeit auf zwei Jahre
verlängert. Was sind die Hauptaufgaben der Großen Koalition? Magdalena Bogner, Vizepräsidentin
des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und Bundesvorsitzende der katholischen
Frauengemeinschaft Deutschlands: "Die dringlichste Aufgabe ist sicher die Stabilisierung
der Wirtschaft und der Abbau von Arbeitslosigkeit. Ob das aber mit dem, was jetzt
von den Koalitionsvereinbarungen sichtbar wird, auch gelingt - da muss ich ein paar
Fragezeichen dahinter machen." Aus Sicht von Frauen und Familien kritisiert
Bogner vor allem die Erhöhung der Mehrwertsteuer: "Dann sehe ich, dass dieses
eine erhebliche Belastung gerade für Familien bringen wird. Dann das neue Elterngeld,
das eingeführt werden wird - sicherlich grundsätzlich positiv zu sehen. Aber auch
im Zusammenhang mit der Mehrwertsteuer und den Einzelheiten dieses Elterngeldes sehe
ich es als sehr problematisch an, ob damit wirklich den Familien, die mit geringen
Einkommen auskommen müssen, geholfen wird." Am Montag müssen die Parteitage
von CDU, CSU und SPD den Koalitionsvertrag noch billigen. Am 22. November soll CDU-Chefin
Angela Merkel zur ersten Bundeskanzlerin gewählt werden. Der Frauenverband wünscht
der der ersten Frau im Staat bessere Zeiten. "Sie hat es ja schon schwer gehabt
in den vergangenen Monaten. Sie ist ja aus vielen Reihen angeschossen worden. Dieses
wird ihr sicherlich immer wieder in irgend einer Weise anhaften. Ich bin allerdings
froh, dass unsere Gesellschaft so weit ist, dass doch ein hoher Konsens darüber besteht,
dass auch eine Frau Bundeskanzlerin sein kann." (rv 12.11.05 bp)