Wenn ein Vertreter des Vatikans nach Russland fährt, ist das immer eine kleine Sensation.
Wenn es dann auch noch der "Außenminister" ist, um so mehr. Nach seiner Rückkehr von
seinem Besuch in Moskau berichtete Erzbischof Giovanni Lajolo, die Begegnungen der
von vielen gespannt beobachteten Reise seien in einem angenehmen Klima verlaufen: "Mein
Besuch gesach auf Einladung des Außenministers Lawrow, und das zeigt schon das freundliche
Klima, das mein Treffen mit ihm am 28. Oktober gekennzeichnet hat. Herzlich und fruchtbar
waren auch die Begegnungen am Tag vorher und in den darauffolgenden Tagen mit anderen
politischen Persönlichkeiten, mit den vier katholischen Bischöfen in der Apostolischen
Nunziatur und mit dem Metropoliten Kyrill, dem Präsidenten des Komittees für die religiösen
Außenbeziehungen des Patriarchats an seinem Amtssitz. Presse, Fernsehen und Radio
haben davon mit Interesse und sehr positiv berichtet." Die Beziehungen der
sehr kleinen katholischen Minderheit in Russland zu den Orthodoxen seien "machmal
kompliziert" wegen der schwierigen Geschichte, die sie mit sich trügen und wegen der
unterschiedlichen "Sensibilität", was die pastoralen Herausforderungen angeht. Es
gebe aber auch Positives zu vermelden. In Moskau unterzeichnete der vatikanische "Außenminister"
mit seinem staatlichen russischen Amtskollegen ein gemeinsames Dokument: "Es
war nicht schwierig, das festzulegen: Es geht um den Einsatz für den Frieden, wo dieser
bedroht ist, um einen besonderen Einsatz auf internationaler Ebene gegen die Geißeln
der Armut, des Hungers und der Pandemien, außerdem um eine intensivere gegenseitige
Aufmerksamkeit innerhalb der großen internationalen Organisationen, also der UNO,
dem Europarat und der OSZE." Erzbischof Lajolo ist sehr zuversichtlich, was
die Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen mit Moskau angeht. Einen Zeitplan festzulegen,
sei aber noch nicht möglich, so Lajolo. Was die Ökumene mit dem Moskauer Patriarchat
angeht, meint er: "Es ist meine Überzeugung, dass das Patriarchat wie der Heilige
Stuhl will, dass die gegenseitigen Beziehungen immer brüderlicher, offener und vertrauensvoller
seien. Es gibt objektive Schwierigkeiten auf beiden Seiten, die ein tiefer gehendes
Studium erfordern." Deshalb, so Lajolo, sei es nötig, dass die Gemischte Kommission
von katholischen und orthodoxen Theologen regelmäßig ihrer Arbeit nachgehe, "ohne
sich von gelegentlichen Schwierigkeiten entmutigen zu lassen". Eine Moskaureise des
Papstes schließt Lajolo übrigens nicht aus: "Es gibt kein Hindernis, das dem
Wehen des Heiligen Geistes widerstehen könnte!" (rv 8. 11. 05 lw)