Papst Benedikt XVI. hat Österreichs Bischöfe dazu aufgefordert, sich nicht vor der
Vermittlung schwieriger Glaubensinhalte zu drücken. "Es gibt Themen - vor allem im
Bereich der Sittenlehre - die in Euren Diözesen in Katechese und Verkündigung nicht
ausreichend präsent sind", so der Papst an die Bischöfe, die im Rahmen ihres Ad-Limina-Besuches
heute Vormittag ihre gemeinsame Audienz bei Benedikt hatten. "Umsicht darf
uns nicht daran hindern, Gottes Wort in aller Klarheit darzulegen – auch jene Punkte,
die man meist weniger gern hört oder die mit Sicherheit Reaktionen des Protestes,
mitunter auch Spott und Hohn hervorrufen. Vielleicht fürchten die mit der Verkündigung
Beauftragten hier und da, die Menschen könnten sich abwenden, wenn klar gesprochen
wird. Dabei lehrt die Erfahrung beinah überall, daß genau das Gegenteil wahr ist.
Macht Euch keine Illusionen. Eine katholische Glaubensunterweisung, die verstümmelt
angeboten wird, ist ein Widerspruch in sich und kann auf die Dauer nicht fruchtbar
sein."
Um die missionarische Gesinnung der österreichischen Katholiken
neu zu wecken, sei bereits einiges geschehen - der Papst erinenrte an die Wiener Stadtmission
und an den Mitteleuropäischen Kathollikentag in Mariazell. Aber: "Vieles muss
noch getan werden. In Wirklichkeit sind es oft die Maßnahmen der ordentlichen Leitungsgewalt,
wie z.B. kluge und richtige Personalentscheidungen, die die Situation nachhaltig verbessern."
Positiv merkte Papst Benedikt "zahlreiche positive Gegebenheiten des kirchlichen
Lebens" in Österreich an. "Die weitgehend gute Zusammenarbeit zwischen Staat
und Kirche zum Segen der Menschen prägen das Bild der Kirche Österreichs ebenso wie
die Fülle der kulturellen Reichtümer der durch und durch christlichen Geschichte Eures
von Gott so vielfach gesegneten Landes. An vielen Ansatzpunkten kann sich der Funke
christlichen Eifers neu entzünden. Nützt alle diese Gaben, wo Ihr nur könnt, aber
gebt Euch nicht mit einer äußerlichen Religiosität zufrieden. Gott genügt es nicht,
daß sein Volk ihn mit den Lippen ehrt – er will unser Herz." Kardinal Christoph
Schönborn, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, hatte zu Beginn der Gemeinschaftsaudienz
Papst Benedikt für 2007 nach Österreich eingeladen. In zwei Jahren feiert der steirische
Wallfahrtsort Mariazell mit der populären Gnadenmadonna sein 850jähriges Bestehen.