In Krakau hat heute, am Namenstag von Karol Wojtyla, das Seligsprechungsverfahren
für den polnischen Papst in seinem Heimatland begonnen. Am Vormittag nahm in der Krakauer
Königsburg Wawel eine eigens eingerichtete Seligsprechungs-Kommission ihre erste Arbeitssitzung
auf. Ins Leben gerufen hatte sie der ehemalige Privatsekretär des Papstes, Stanislaw
Dziwisz, der jetzige Erzbischof von Krakau. Die Kommission wird unter anderem eine
nicht genannte Zahl von Zeugen vernehmen, die über Karol Wojtyla aussagen. Der juristische
Prozess für Johannes Paul II. ist insofern einzigartig, als er nur wenige Monate nach
seinem Tod beginnen konnte. Der Papst hob also für diesen Fall die im Kirchenrecht
vorgesehene Zeitspanne von fünf Jahren auf, erinnert der polnische Priester Slawomir
Oder als Postulator, das heißt: Anwalt der Causa. "Papst Benedikt hat das nicht
nur aus eigenem Antrieb veranlasst, sondern, wie ich annehme, auch auf Wunsch der
Kardinäle, von denen sich viele im Konklave für eine sofortige Aufnahme des Seligsprechungsprozesses
ausgesprochen haben. Und natürlich auf Wunsch zahlloser Gläubiger, die in den Tagen
der Beerdigung "Santo subito - sofort heilig" forderten." Eine weitere Neuerung
betrifft die Art, in der das Verfahren geführt wird. "Bei der Vorbereitung
dieses Prozesses haben wir zum ersten Mal das Internet als Kommunikationsmittel zugelassen.
Die Leute konnten uns ihre Zeugenaussagen per E-Mail schicken." Die Kommission
in Krakau arbeitet der Diözese Rom zu. Denn diese ist für das Seligsprechungsverfahren
eines Papstes jeweils zuständig. In Rom hatte der kirchenrechtliche Prozess bereits
Ende Juni begonnen. Wann Johannes Paul II. selig gesprochen werden könnte, ist nicht
abzusehen, sagt Slawomir Oder. "Nein, absolut nicht. Alles, was ich sagen ist,
ist dass das diözesane Verfahren zum Abschluss kommt, sobald alle Zeugen gehört und
alle Texte geprüft sind sind. Eine Einschätzung, wie lange das dauert, kann ich nicht
abgeben - das wäre verfrüht." (rv 04.11.05 gs)