2005-11-03 13:16:18

Vatikan: Stoiber lädt Papst 2006 nach München ein


Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber hat Papst Benedikt XVI. für nächstes Jahr nach München eingeladen. Das Kirchenoberhaupt hatte Stoiber zu Mittag in Privataudienz empfangen, die zehn Minuten dauerte. Stoiber zufolge waren die Themen des Vier-Augen Gespräches der Wert des Lebens, der Schutz des Lebens vor der modernen Technik.

"Ich habe auch zum Ausdruck gebracht, dass ich glaube, dass heute in unserer Gesellschaft der Schutz des Lebens immer höher bewertet wird und dass hier auch die Festigkeit der katholischen Kirche sicherlich bei ihrer Grundhaltung einen Niederschlag in der Auffassung der Menschen bedeutet."

Zu Entwicklungen der Bundespolitik habe sich der deutsche Papst nicht geäußert, sagte Stoiber.

"Er hat nur gesagt, dass letzten Endes es erhebliche Bewegung auch in den großen Parteien in Deutschland gebe, und er hat mich beeindruckt über die Details, die er kannte, was bestimmte Ereignisse in der deutschen Innenpolitik bedeuten - auf mehr will ich nicht eingehen, aber ich war tief beeindruckt."

Im Anschluss an Stoiber durfte die gesamte CSU-Landtagsfraktion mit Begleitern zum Papst - insgesamt 170 Personen, davon die Hälfte Abgeordnete. Hier ist der Text der auf deutsch gehaltenen Ansprache von Papst Benedikt an die CSU-Delegation:

"Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, verehrte Mitglieder der Bayerischen Staatsregierung und des Bayerischen Landtages, meine Damen und Herren!

Eine so hohe Abordnung aus der geliebten bayerischen Heimat hier im Apostolischen Palast begrüßen zu können, ist für mich ein Grund zu großer Freude. Seien Sie alle herzlich willkommen!

Mit Ihrem Besuch geben Sie der langen und in vielerlei Hinsicht fruchtbaren Verbundenheit Bayerns mit der Kathedra Petri zum Ausdruck. Bayern kann nicht nur auf eine mehr als 1200-jährige Geschichte zurückblicken; es ist auch ein Land, in dem modernste Forschung und Technik seit Jahrzehnten eine bevorzugte Heimstatt gefunden haben. Es zeichnet Bayern aus, daß sich auf seinem Boden zukunftsgerichtete Wissenschaft, Technik und Industrie mit einer überaus reichen kulturellen und religiösen Überlieferung harmonisch verbinden. Gerade in dieser Harmonie liegt auch die Verheißung einer wahrhaft menschenfreundlichen Zukunft.

Gewiss nehmen besonders die schwierigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit Ihre Aufmerksamkeit in Anspruch. Dazu kommen auch jene immer komplizierteren Fragen neuer wissenschaftlicher und technologischer Entwicklungen, vor die sich die politischen Entscheidungsträger gestellt sehen. Aus dem Fortschritt der Wissenschaften können ebenso Segen wie Verderben erwachsen. Hier kommt es darauf an, ob jene, die über rechten Gebrauch oder Missbrauch zu entscheiden haben, dabei bloß den Gesetzen vordergründigen Nutzens oder aber den Gesetzen Gottes folgen. Männer und Frauen, die sich ihrer Verantwortung vor Gott, dem Geber allen Lebens, bewusst sind, werden ihr Bestes tun, damit die unantastbare Würde des Menschen, dessen Leben in allen Phasen heilig ist, den Umgang mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen bestimmt.

Damit die höchsten Güter unserer abendländischen Kultur auch in Zukunft geachtet und gefördert werden, bedarf es freilich einer Formung der Jugend nicht bloß nach technokratisch-ökonomischen Maßstäben, sondern durch jenes geistige Erbe, das durch die Namen Athen, Jerusalem und Rom charakterisiert wird. In diesem Zusammenhang möchte ich den besonderen und unersetzlichen Beitrag erwähnen, den die Theologischen Fakultäten an den Universitäten des Landes dazu leisten. Ich selbst hatte die Ehre, an der Theologischen Fakultät der Universität Regensburg als Professor für Dogmatik einige Jahre zu forschen und zu lehren. An diese Zeit denke ich gerne zurück.


 
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, verehrte Damen und Herren! Im Herzen Münchens, meiner unvergessenen Bischofsstadt, erhebt sich die Mariensäule, die das Bild der Patrona Bavariae trägt. Möge die Gottesmutter Maria weiterhin einen Ehrenplatz auch in den Herzen der Bayern einnehmen! Dann wird sie mit ihrer Fürsprache unser Beten begleiten: „Gott mit dir, du Land der Bayern, ... über deinen weiten Gauen walte seine Segenshand“. Mit diesem Gebetsruf vereine ich mich im Geiste mit meiner Heimat und erteile Ihnen allen von Herzen den Apostolischen Segen."

Stoiber sprach vor dem Papst von einem „besonders wichtigen Moment“ in seinem Leben.

"Heiliger Vater, eine Privataudienz bei Ihnen zu haben, ist der Höhepunkt für viele im Leben. Für eien Bayern, für einen bayerischen Christen, mit der absolute Höhepunkt. Und ich möchte Sie erinnern an die wunderbare Zeit als Erzbischof von München und Freising, als Sie 1982 sich verabschiedet haben, da haben Sie vor der Patrona Bavariae, der Mutter Bayerns, gebetet und gesagt: Der Geist, die Stärke der Patrona soll Sie begleiten nach Rom. Nun haben Sie den Namen Europas angenommen, des Patrons Europas, Benedikt XVI. Ich habe nachgeschaut, am Sockel der Patrona Bavariae am Marienplatz ist eingraviert: Johannes Paul II., 19. November 1980. Wir, die Landtagsfraktion der CSU, die Vertreter der bayerischen Staatsregierung, wir wünschen uns so sehr, dass demnächst irgend jemand darunter einmeißeln muss: Benedikt XVI., Punkt Punkt Punkt, 2006."
(rv 03.11.05 sk)








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