Der brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff hat sich positiv über die ersten
Monate des Pontifikates von Papst Benedikt XVI. geäußert. Der ehemalige Franziskaner,
der nach tiefen Meinungsverschiedenheiten mit dem Vatikan sein Priesteramt niedergelegt
hatte, äußerte sich nun in einem Interview gegenüber der spanisch-baskischen Zeitschrift
„El Correo“.
Benedikt habe das Zweite Vatikanum verteidigt und im Sinn der
Friedenssicherung den interreligiösen Dialog verstärkt, lobte Boff den deutschen Papst,
der seit rund sieben Monaten im Amt ist. Außerdem habe er eine „institutionellen Dezentralisierung“
eingeleitet und damit die Ortskirchen gestärkt, „eine wichtige Sache, weil unter Johannes
Paul II. ein tiefgreifender Prozess der Zentralisierung“ stattgefunden habe. Er, Boff,
erwarte sich viel von diesem Papst, „der ein intelligenter Theologe ist“. Ratzinger
war 1970 in München einer von Boffs Doktorvätern. Allerdings war es später auch Ratzinger,
der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, der dem Befreiungstheologen 1985
ein Rede- und Lehrverbot für ein Jahr auferlegte. (adnkronos 03.11.05 gs)