2005-10-28 10:42:40

Papst: Verpflichtung zum jüdisch-christlichen Dialog bekräftigt


Papst Benedikt XVI. hat die Verpflichtung der katholischen Kirche zur Fortsetzung des christlich-jüdischen Dialogs bekräftigt. Bei einer Festveranstaltung zum 40. Jahrestag des Konzil-Dokuments "Nostra aetate" gestern abend in Rom verlas der Präsident der Päpstlichen Kommission für die Beziehungen zum Judentum, Kardinal Walter Kasper, die Papst-Botschaft zu diesem Anlass:
Benedikt ruft in seinem Schreiben die Angehörigen beider Religionen zu theologischen Gesprächen und zur alltäglichen Zusammenarbeit auf - etwa in den Bereichen der Menschenwürde, Gerechtigkeit und des Friedens. Trotz der tragischen Vergangenheit und der Schoah hätten sich Christen und Juden seither mutig für Versöhnung und bessere Beziehungen eingesetzt, betonte Benedikt XVI.
Dies Konzilserklärung "Nostra aetate" habe "eine neue Ära in den Beziehungen mit dem jüdischen Volk" eingeleitet. Der Jahrestag gebe Anlass zur Dankbarkeit für die Fortschritte, die erzielt wurden - trotz der "komplexen und schmerzlichen Geschichte, und insbesondere nach der tragischen Erfahrung der Schoah", so Benedikt weiter. "Nostra aetate" habe deutlich gemacht, dass Vorurteile, Gleichgültigkeit und eine Sprache von Geringschätzung und Feindseligkeit überwunden werden müssten.
Bei der Feierstunde ergriff auch Rabbiner David Rosen vom American Jewish Comitee das Wort. Ein Auszug aus seiner Rede:
"Was das jüdische Volk anbelangt, waren die Folgen der Konzilserklärung wirklich revolutionär – und das im besten Sinn des Wortes. Mit der Promulgation dieser Erklärung wurde ein Volk, das man oft im besten Fall als Überbleibsel ansah, aber meistens für zu Leid verdammt hielt, nun offiziell als von Gott geliebt dargestellt und war so auf eine gewisse Weise immer noch Teil des göttlichen Plans für die Menschheit. Bei seinem Besuch in der Synagoge von Rom 1986 sprach Papst Johannes Paul II. von den Juden als den ‚geliebten älteren Brüdern der Kirche’. Er entwickelte diese Idee mit seiner eigenen und bemerkenswerten Formel von Nostra Aetate. Als ich ihn 1993 in Assisi traf, unterstrich er: ‚Ich habe gesagt, ihr, die Juden, seid die geliebten älteren Brüder der Kirche des Ersten Bundes, der niemals gebrochen wurde und niemals gebrochen werden soll. "
Und das sagte der emeritierte Erzbischof von Paris, Kardinal Jean-Marie Lustiger:
"Was haben wir – Juden und Katholiken – seit mehr als einem halben Jahrhundert doch für einen erstaunlichen Weg zurückgelegt! Der 40. Jahrestag dieser Deklaration fällt in dasselbe Jahr wie der 60. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz. In einem Moment, in dem der Antisemitismus vielerorts wieder neu aufkeimt, spüren wir das enorme Gewicht von Schmerz und Scham, die die Erinnerung an das unfassbare Verbrechen der Schoah auf die Gewissen legt. Wir sollten einhalten und all denen danken, die es geschafft haben, dennoch ein neues Verhältnis zwischen Juden und Katholiken möglich zu machen – ein Verhältnis des Vertrauens und des Respekts. Es sind daraus viele echte Freundschaften entstanden. Ich möchte unter all den vielen Namen nur einen hervorheben: Johannes Paul II.“
Die Teilnahme des einst vom Judentum zum Katholizismus konvertierten Kardinals Lustiger sorgte für eine Polemik in der jüdischen Gemeinde Roms: Chef-Rabbiner Riccardo Di Segni ließ einen Sprecher erklären, Lustigers Anwesenheit "sei nicht opportun" und blieb selbst der Begegnung fern. Andere Rabbiner kristierten diese Haltung Di Segnis.
(kna/rv 28.10.05 hr)







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