Unter den neuen Heiligen ragt Alberto Hurtado heraus. Hier ein Kurzportrait:
Der
Jesuit war Theologe, Erzieher, Manager, Gewerkschafter, Fürsorger und Priester. Dabei
ist gerade mal 50 Jahre alt geworden. Kein Wunder, dass nach ihm in Chile bereits
eine Universität benannt ist. Kurz die Stationen seines aufregenden Lebens: Geboren
wurde er im Jahr 1901. Als er vier Jahre alt ist, stirbt sein Vater. In die Schule
geht er bei den Jesuiten in Santiago de Chile, danach studiert er Jura und arbeitet
nebenbei, um seine Familie zu ernähren. Mit 18 Jahren übernimmt er ein Amt in der
konservativen Partei Chiles. Mit 22 Jahren wird er Jesuit, absolviert die üblichen
Studien in Chile, Argentinien, Spanien und Belgien, 1933 wird er zum Priester geweiht.
Ein Jahr darauf wird er vom chilenischen Erziehungsministerium nach Belgien und Deutschland
geschickt, um noch Pädagogik zu studieren. 1935 promoviert er in diesem Fach. Im Jahr
darauf beginnt seine intensive Arbeit in Chile. Sein pädagogisches Motto: Erziehung
ist nicht Vorbereitung auf das Leben, sondern Leben. Er weiß: Um erziehen zu können,
muss man nicht nur etwas wissen, sondern jemand sein. Zwei Jahre später erhält er
noch zusätzlich den Auftrag, das Noviziat der Jesuiten aufzubauen. Er muss dazu um
Geld betteln, baut daneben ein Exerzitienhaus . Im Jahr 1941 wird er beauftragt, sich
in der Hauptstadt Santiago um die Jugend in der katholischen Aktion zu kümmern. Kurz
darauf heißt es, um alle Jugendlichen Chiles. Daraus entsteht einen Kern von jungen
Leuten, die sich für ein Jahr zum full-time-Apostolat verpflichten. Es geht ihnen
um Christkönig. Gegner und Feinde bleiben nicht aus. Im Jahr 1944 – er ist 43
Jahre alt – packt ihn der Blick auf die Menschen, die auf der Straße schlafen. Für
ihn sind sie alle der lebendige Christus. Er brüllt seinen Schrecken hinaus und findet
Freunde. Ab jetzt wird er Wohnungsbauer. Es entsteht ein Haus nach dem Anderen. Und
dann provozieren ihn die kommunistischen Gewerkschaften. Er beginnt mit christlicher
Gewerkschaftsarbeit. Kein Wunder, dass er in der Kirche auf Widerstand stößt. Doch
er erhält sogar von Papst Pius XII. in Rom Rückendeckung. Er beginnt die katholische
Soziallehre zu verbreiten, gründet eine Zeitschrift. Im Jahr 1952 zeigt sich Krebs
an der Bauchspeicheldrüse. Er ist 51 Jahre alt und stirbt in Frieden mit seinem Herrgott. 1994
wird er selig- und jetzt heilig gesprochen. Er ist ein Mann, von dem Chile zehrt.
Kein Wunder, dass 5000 Chilenen nach Rom gekommen sind. (rv 23.10.05 gem/bp)