BOTSCHAFT DER XI. ORDENTLICHEN VOLLVERSAMMLUNG DER BISCHOFSSYNODE
Gestern Abend haben die Synodenväter ihre Botschaft an das Volk Gottes approbiert.
Wir dokumentieren hier den Text zur Schließung der XI. Ordentlichen Vollversammlung
in der offiziellen deutschen Version
SYNODUS EPISCOPORUM - VERLAUTBARUNGEN
BOTSCHAFT
DER XI. ORDENTLICHEN VOLLVERSAMMLUNG DER BISCHOFSSYNODE
Eucharistie: Brot
des Lebens für den Frieden der Welt
Liebe Mitbrüder im Bischofs- und Priesteramt, liebe
Schwestern und Brüder,
1. „Der Friede sei mit euch!“ Im Namen des Herrn, der
am Abend des Ostertages plötzlich im Abendmahlsaal zu Jerusalem erschienen ist, wiederholen
wir: „Der Friede sei mit euch!“ (Joh 20, 21). Möge das Geheimnis seines Todes und
seiner Auferstehung euch trösten und euch den Sinn eures ganzen Lebens erschließen.
Möge er euch in der Freude der Hoffnung bewahren! Denn Christus lebt in seiner Kirche,
er bleibt bei uns alle Tage bis zum Ende der Welt, wie er es uns verheißen hat (vgl.
Mt 28, 20). Im Allerheiligsten Sakrament der Eucharistie schenkt er sich uns selbst
dahin mit der Freude, wie er zu lieben, indem er uns dazu beauftragt, seine siegreiche
Liebe mit unseren Brüdern und Schwestern auf der ganzen Welt zu teilen. Das ist die
froh machende Botschaft, die wir euch, liebe Schwestern und Brüder, am Ende der Bischofssynode
über die heilige Eucharistie, verkünden.
Gepriesen sei der Vater unseres Herrn
Jesus Christus, der uns von neuem versammelt hat wie im Abendmahlssaal, mit Maria,
der Mutter Gottes und unserer Mutter, um seiner unübertrefflichen Gabe inne zu werden,
der allerheiligsten Eucharistie.
2. Zusammengerufen nach Rom von seiner Heiligkeit,
Papst Johannes Paul II. seligen Angedenkens und bestätigt durch seine Heiligkeit Benedikt
XVI. sind wir von den fünf Kontinenten zusammengekommen, um gemeinsam zu beten und
über die Eucharistie als Quelle und Gipfel des Lebens und der Sendung der Kirche nachzudenken.
Das Ziel der Synode bestand darin, dem Heiligen Vater Vorschläge zu unterbreiten,
welche der Erneuerung der eucharistischen Pastoral der Kirche dienen. Wir haben erfahren
können, was die heilige Eucharistie von Anfang an bedeutet: ein und derselbe Glaube,
eine und dieselbe Kirche, ernährt von ein und demselben Brot und in sichtbarer Gemeinschaft
mit dem Nachfolger des Apostels Petrus.
3. Die brüderliche Gemeinschaft von
Bischöfen, Hörerinnen und Hörern, ebenso mit den Vertretern der christlichen Kirchen
hat unsere Überzeugung erneuert, dass die heilige Eucharistie das Leben in unseren
Ortskirchen des Ostens wie des Westens ebenso belebt und umformt wie die vielfältigen
Aktivitäten der Menschen in den unterschiedlichsten Lebensbedingungen, in denen wir
leben. Wir empfinden eine große Freude über die Einheit unseres eucharistischen Glaubens
im Schoß einer großen Verschiedenheit der Riten, Kulturen und der pastoralen Gegebenheiten.
Die Gegenwart so vieler Brüder aus den Orientalischen Kirchen hat uns auf eine sehr
direkte Weise den Reichtum der verschiedenen liturgischen Traditionen erfahren lassen,
welche die Tiefe des einzigen eucharistischen Mysteriums aufleuchten lässt.
Wir
laden euch, Schwestern und Brüder aus allen Konfessionen, dazu ein, noch eifriger
dafür zu beten, dass der Tag der Versöhnung und der vollen sichtbaren Einheit der
Kirche komme in der Feier der heiligen Eucharistie, entsprechend dem Gebet des Herrn
am Vorabend seines Todes: „Alle sollen eins sein. Wie du, Vater, in mir bist und wie
ich in dir bin, so sollen sie eins sein in uns, damit die Welt glaubt, dass du mich
gesandt hast“ (Joh 17, 21).
4. In tiefer Dankbarkeit gegenüber Gott für das
Pontifikat des Heiligen Vaters Johannes Pauls II. und für seine letzte Enzyklika „Ecclesia
de Eucharistia“ – der das das Eucharistische Jahr eröffnende Apostolische Schreiben
„Mane nobiscum Domine“ folgte – bitten wir Gott, er möge die Früchte seines Zeugnisses
und seiner Lehre vervielfältigen. Unsere Dankbarkeit gilt auch dem ganzen Volk Gottes,
dessen Nähe und Solidarität wir während dieser drei Wochen des Gebetes und der Überlegung
gespürt haben. Die Ortskirchen Chinas und ihre Bischöfe, die sich nicht unseren Arbeiten
anschließen konnten, nehmen in unseren Gedanken und Gebeten einen besonderen Platz
ein.
Euch allen, Bischöfen, Priestern, Diakonen, Missionaren überall auf der
Welt, Männern und Frauen des gottgeweihten Lebens, den in der Welt lebenden Laien,
Männern und Frauen guten Willens aber auch allen, die für die Massenmedien Verautvortung
tragen, wünschen wir im Namen des auferstandenen Christus Frieden und Freude im Heiligen
Geist!
Im Hören auf das Leid der Welt
5. Die Synodenversammlung war
eine Zeit intensiven Austausches und des Zeugnisses über das Leben der Kirche in den
unterschiedlichen Kontinenten. Uns wurden dramatische Situationen bewusst, vielfaches
vom Krieg verursachtes Leid, Hunger, die verschiedenen Formen von Terrorismus und
Ungerechtigkeit, von denen Hunderte Millionen Bewohner dieser Erde in ihrem alltäglichen
Leben betroffen sind. Die Explosion der Gewalt und im Mittleren Osten in Afrika hat
uns dafür sensibel gemacht, wie sehr der afrikanische Kontinent in der öffentlichen
Meinung der Welt dem Vergessen anheim gefallen ist. Die Naturkatastrophen, deren Zahl
sich zu verdoppeln scheint, zwingt uns dazu, die Natur mit größerem Respekt zu behandeln
und die Bande der Solidarität mit den vom Leid geprüften Völkern zu verstärken.
Wir
haben die schweren Probleme nicht schweigend übergangen, die dem Säkularismus entspringen,
von denen besonders der Westen betroffen ist, Probleme, die zum religiösen Indifferentismus
und zu den verschiedenen Ausdrucksformen des Relativismus führen. Wir haben an Ungerechtigkeit
und extreme Armut erinnert, wie sie – nicht nur, aber doch besonders – Lateinamerika,
Afrika und Asien beherrschen. Alle diese Leiden schreien zu Gott und appellieren an
das Gewissen der Menschheit. Sie appellieren auch an uns. Was wird aus dem globalen
Dorf unserer Erde angesichts einer bedrohten Umwelt, die umzukippen droht? Was ist
zu tun, damit in dieser Epoche der Globalisierung, die Solidarität über Leid und Elend
siegt? Wir denken aber auch an diejenigen, die die Länder regieren, damit sie sorgfältig
für alle das Gemeinwohl sichern, dass sie Förderer der Würde der menschlichen Person
seien von ihrer Empfängnis an bis hin zu ihrem natürlichen Ende. Wir bitten sie, Gesetze
zu erlassen, die das natürliche Recht von Ehe und Familie respektieren. Unsererseits
werden wir weiterhin aktiv an den gemeinsamen Anstrengungen mitarbeiten, dauerhafte
Rahmenbedingungen zu schaffen für einen wahren Fortschritt der ganzen Menschheitsfamilie,
in der niemand des täglichen Brotes entbehren muss.
6. Wir haben diese Leiden
und Fragen in unsere Debatten, in die Eucharistiefeier und in die eucharistische Anbetung
eingebracht. Indem wir aufmerksam einer auf den anderen hörten, wurden wir in unseren
Debatten bewegt und erschüttert vom Zeugnis der Märtyrer, die – wie in der gesamten
Kirchengeschichte – an mehreren Orten der Erde auch in unseren Tagen nicht fehlen.
Die Synodenväter haben in Erinnerung gerufen, dass die Märtyrer ihre Kraft, den Hass
durch die Liebe und die Gewalt durch die Vergebung zu überwinden, stets in der heiligen
Eucharistie gefunden haben
„Tut dies zu meinem Gedächtnis“
7. Am Abend
vor seinem Leiden „nahm Jesus das das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er
das Brot, reichte es den Jüngern und sagte: Nehmt und eßt; das ist mein Leib. Dann
nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet und reichte ihn den Jüngern mit den Worten:
Trinkt alle daraus; das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen
wird zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26, 26-28); „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lk
22, 19-20; 1 Kor 11, 24-25). Seit ihren Anfängen gedenkt die Kirche des Todes und
der Auferstehung Jesu mit den gleichen Worten und Gesten des letzten Abendmahls; dabei
bittet sie den Heiligen Geist, Brot und Wein in Leib und Blut Christi zu verwandeln.
Wir glauben fest daran und wir lehren in der ungebrochenen Überlieferung der Kirche,
dass die Worte Jesu, ausgesprochen in der Messe vom Priester, in der Kraft seines
Geistes bewirken, was sie bedeuten. Sie bewirken die Realpräsenz des auferstandenen
Christus (KKK 1366). Die Kirche lebt von dieser vorzüglichen Gabe, die sie zusammenführt,
reinigt und in den einen Leib Christi verwandelt, den der eine Geist belebt (vgl.
Eph 5, 29).
Die Eucharistie ist eine Gabe der Liebe, der Liebe des Vaters,
der seinen einzigen Sohn gesandt hat, damit die Welt gerettet werde (vgl. Joh 3, 17),
der Liebe Christi, der uns geliebt hat bis zur Vollendung (vgl. Joh 13, 1), der Liebe
Gottes, die ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist (vgl. Röm 5,
5), die in uns ruft: „Abba, Vater“! (Gal 4, 6). Wenn wir das heilige Opfer feiern,
dann verkünden wir frohen Herzens das Heil der Welt, indem wir den siegreichen Tod
des Herrn verkünden, bis er wiederkommt; indem wir Anteil erhalten an seinem Leib,
empfangen wir das „Angeld“ unserer eigenen Auferstehung.
8. Vierzig Jahre nach
dem Zweiten Vatikanischen Konzil wollten wir überprüfen, inwieweit die Geheimnisse
des Glaubens in unseren gottesdienstlichen Versammlungen ihrem Wesen gemäß Ausdruck
finden und gefeiert werden. Erneut bestätigt die Synode, dass das Zweite Vatikanum
die notwendigen Grundlagen für eine authentische Erneuerung der Liturgie gelegt hat.
Von daher ergibt sich die Aufgabe, die guten Früchte zu pflegen und die Missbräuche
abzustellen, die sich in der Praxis eingeschlichen haben. Wir sind davon überzeugt,
dass der Respekt vor dem sakralen Charakter der Liturgie zu einer authentischen Treue
gegenüber den vom Leitungsamt erlassenen liturgischen Normen führt. Niemand darf sich
als Herr und Meister über die Liturgie der Kirche betrachten. Der lebendige Glaube,
welcher die Gegenwart des Herrn wahrnimmt, ist die erste Bedingung für die Schönheit
der liturgischen Feiern und ihrer Vollendung im Amen zur Ehre Gottes.
Lichte
Seiten im eucharistischen Leben der Kirche
9. Die Arbeiten der Synode fanden
in einer von Freude und Brüderlichkeit bestimmten Atmosphäre statt, die auch von der
offenen Diskussion über die Probleme und vom spontanen Teilen der Früchte des Eucharistischen
Jahres geprägt war. Das Zuhören und die Beiträge unseres Heiligen Vaters Benedikts
XVI. waren für uns alle ein Beispiel und eine wertvolle Hilfe. Viele Zeugnisse über
wertvolle und froh machende Tatsachen wurden gegeben, zum Beispiel eine Neuentdeckung
der Wichtigkeit der Sonntagsmesse, die Mehrung der Berufungen zum Priesteramt und
zum geweihten Leben in verschiedenen Regionen der Erde, die starke Erfahrung der Weltjugendtage
mit ihren Höhepunkten in Köln, die Entwicklung zahlreicher Initiativen für die Anbetung
des Allerheiligsten Sakramentes fast in der ganzen Welt, die Erneuerung der Katechesen
über Taufe und Eucharistie im Licht des Katechismus der Katholischen Kirche, das Anwachsen
der kirchlichen Bewegungen und Gemeinschaften, welche Missionare für die Neuevangelisierung
heranbilden, die Zunahme der Ministrantengruppen, welche neue Berufungen erhoffen
lassen, und viele andere lichte Seiten gibt es, die unsere Dankbarkeit verlangen.
Schließlich
wünschen die Synodenväter, dass das Eucharistische Jahr Anfang und Stützpunkt einer
Neuevangelisierung der Menschheit im Zuge der Globalisierung sei, die von der Eucharistie
ausgeht.
10. Wir wünschen, dass das „Eucharistische Staunen“ (EE 6) die Gläubigen
zu einem immer stärkeren Leben aus dem Glauben führt. Zu diesem Zweck pflegen die
ostkirchlichen Traditionen der Orthodoxen und orientalischen Katholiken das Jesusgebet,
das eucharistische Fasten und den hymnischen Lobpreis, während die lateinische Überlieferung
eine „Eucharistische Spiritualität“ vorstellt, welche die eucharistische Feier, die
Anbetung des Allerheiligsten Sakraments auch außerhalb der Messe, den eucharistischen
Segen, Prozessionen mit dem Allerheiligsten und die gesunden Formen der Volksfrömmigkeit
einschließt. Mit Sicherheit entfaltet eine solche Spiritualität ihre Früchte, um das
Alltagsleben zu stützen und unser Zeugnis zu bekräftigen.
11. Wir danken Gott
dafür, dass in verschiedenen Ländern, wo Priester gänzlich fehlten oder im Geheimen
tätig sein mussten, die Kirche heute frei die Heiligen Geheimnisse feiern kann. Die
Freiheit der Verkündigung und die Zeugnisse wieder gefundenen Glaubenseifers erwecken
nach und nach den Glauben in tief entchristlichten Gebieten. Mit bewegender Liebe
grüßen wir alle, die noch unter der Verfolgung leiden müssen und wollen sie ermutigen.
Darüber hinaus bitten wir darum, dass dort, wo die Christen in der Minderheit sind,
sie in aller Freiheit den Tag des Herrn begehen können. Herausforderungen für eine
eucharistische Erneuerung
12. Das Leben unserer Kirchen ist auch von Schatten
und Problemen geprägt, über die wir nicht hinweg gegangen sind. Wir denken zunächst
an den Verlust für das Verständnis der Sünde und an die dauerhafte Krise in der Praxis
des Bußsakramentes. Es ist wichtig, seinen tiefen Sinn wieder zu entdecken: die Umkehr
und das wertvolle Heilmittel, das der auferstandene Christus zur Vergebung der Sünden
(vgl. Joh 20, 23) und zum Wachstum der Liebe zu ihm und unseren Brüdern und Schwestern
geschenkt hat.
Mit Interesse kann man feststellen, dass immer mehr sachgerecht
im Glauben unterwiesene Jugendliche das persönliche Bekenntnis der Sünden pflegen
und ein Gespür für die empfangene Versöhnung zum würdigen Empfang der Kommunion entwickeln.
13.
Der Mangel an Priestern, um die Sonntagsmesse feiern zu können, beschäftigt uns sehr
und lädt uns dazu ein, zu beten und die priesterlichen Berufungen aktiver zu fördern.
Verschiedene Priester sind um den Preis großer Mühen dazu gezwungen, viele Messen
an verschiedenen Orten zu feiern, um den Bedürfnissen der Gläubigen so gut wie möglich
entgegen zu kommen. Sie verdienen unsere Hochachtung und unsere Solidarität. Unsere
Anerkennung gilt auch den zahlreichen Missionaren, deren Begeisterung in der Verkündigung
des Evangeliums auch heute noch das Gebot des Herrn in Erfüllung gehen lässt, in alle
Welt zu gehen und in seinem Namen zu taufen (vgl. Mt 28, 19).
14. Auf der anderen
Seite macht es uns Kummer, wenn die Abwesenheit eines Priesters die Feier der Messe
am Sonntag unmöglich macht. Verschiedene Formen von Gottesdiensten gibt es schon in
den verschiedenen Ländern, in denen Priestermangel herrscht. Übrigens könnte und sollte
die in der katholischen Tradition so hoch geschätzte Praxis der „Geistlichen Kommunion“
mehr verbreitet und erklärt werden, einerseits, um die Gläubigen besser auf die sakramentale
Kommunion vorzubereiten, aber auch um denen ein wahrer Trost zu sein, die aus verschiedenen
Gründen, nicht am Leib und Blut Christi teilhaben können. Wir glauben, dass diese
Praxis allein stehenden Personen helfen kann, im Besonderen den Behinderten, den Alten,
den Gefangenen und den Flüchtlingen.
15. Wir kennen die Trauer derer, die wegen
ihrer dem Gebot des Herrn (vgl. Mt 19,3-9) nicht entsprechender familiären Situation
nicht zur hl. Kommunion gehen können. Viele geschiedene Wiederverheiratete nehmen
es mit Schmerzen an, nicht kommunizieren zu können, und sie opfern dies Gott auf.
Andere verstehen diesen Ausschluss nicht und leben in einer inneren Frustration. Obwohl
wir ihre Haltung nicht teilen können (vgl. KKK 2384), sagen wir ihnen erneut, dass
sie nicht vom Leben der Kirche ausgeschlossen sind. Wir bitten sie, die Sonntagsmesse
mitzufeiern und aufmerksam auf das Wort Gottes zu hören, das sie für ihr Leben aus
dem Glauben und der Liebe sowie für ihre Bekehrung ernährt. Wir wollen ihnen sagen,
wie nahe im Gebet und in der Hirtensorge sie uns sind. Bitten wir gemeinsam den Herrn,
seinem Gebot treu zu bleiben.
16. In verschiedenen Gegenden haben wir auch
einen Niedergang des Sinnes für das Heilige feststellen müssen, der nicht nur die
tätige und fruchtbare Teilnahme der Gläubigen an der Messe betrifft, sondern auch
die Art des Zelebrierens und die Qualität des Lebenszeugnisses, das zu geben die Christen
berufen sind. Trachten wir danach, durch die heilige Eucharistie den Sinn der Zugehörigkeit
zur katholischen Gemeinschaft wieder zu verlebendigen, denn der dramatische Abschied
vom Glauben nimmt in manchen Ländern immer mehr zu. Die Tatsache der Entchristlichung
verlangt nach einer besseren Erziehung zum christlichen Leben in den Familien, damit
sich das sakramentale Leben erneuere und wirklich den Inhalt des Glaubens zum Ausdruck
bringe. Entsprechend laden wir Eltern, Hirten und Katecheten dazu ein, aufzubrechen
zu einer großen Baustelle der Evangelisierung und der Erziehung zum Glauben am Beginn
dieses neuen Jahrtausends.
17. Im Angesicht des Herrn der Geschichte und der
Zukunft der Welt, wenden sich die Armen an uns, solche, die schon immer arm waren
und die ständig neu Dazukommenden, dazu die immer zahlreicheren Opfer der Ungerechtigkeit
und alle Vergessenen dieser Erde; sie erinnern uns daran, dass Christus bis ans Ende
der Welt leidet. Diese Leiden können der Feier des eucharistischen Mysteriums nicht
fremd bleiben, das uns alle dazu aufruft, für Gerechtigkeit und Umwandlung der Welt
einzutreten auf eine aktive und bewusste Weise, die gestärkt wird durch die Soziallehre
der Kirche, welche die menschliche Person und ihre Würde in den Mittelpunkt stellt.
„Wir
können uns keiner Illusion hingeben: Es ist die Nächstenliebe und im Besonderen die
Liebe zu denen, die unserer Sorge am meisten bedürfen, die uns als wahre Jünger Christi
auszeichnet (vgl. Joh 13, 35; Mt 25, 31-46). Dies ist das Kriterium, das die Authentizität
unserer eucharistischen Feiern prüft“ (Mane nobiscum Domine 28).
Ihr werdet
meine Zeugen sein
18. „Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies
Jesus ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.“ Das Johannesevangelium offenbart uns
den Sinn der Einsetzung der heiligen Eucharistie durch den Bericht von der Fußwaschung
(vgl. Joh 13, 1-20). Jesus neigt sich dazu herab, die Füße seiner Jünger zu waschen
als Zeichen seiner Liebe, die bis zum Äußersten geht. Diese prophetische Geste kündigt
seinen Herabstieg bis zum Tod am Kreuz an, der die Sünde der Welt hinweg nimmt und
unsere Seelen von allen Sünden rein wäscht. Die heilige Eucharistie ist eine Gabe
der Liebe, eine Begegnung mit Gott, der uns liebt und ein sprudelnder Quell ewigen
Lebens. Wir, die Bischöfe, Priester und Diakone, sind die ersten Zeugen und Diener
dieser Liebe.
19. Liebe Priester, wir haben in diesen Tagen viel an Euch gedacht.
Wir kennen eure Hochherzigkeit und eure Herausforderungen. In Gemeinschaft mit uns
tragt Ihr die Last des täglichen pastoralen Dienstes für das Volk Gottes. Ihr verkündet
das Wort Gottes und achtet darauf, die Gläubigen gut in das eucharistische Mysterium
einzuführen. Welch eine Gnade ist euer Dienst! Wir beten mit euch und für euch, dass
wir alle gemeinsam der Liebe des Herrn treu bleiben. Wir bitten euch, mit uns nach
dem Beispiel des Heiligen Vaters Benedikt XVI. „demütige Arbeiter im Weinberg des
Herrn“ zu sein in einem stimmigen priesterlichen Leben. Möge der Friede Christi, den
ihr den reuigen Sündern und in der Feier der Eucharistie erteilt, auf euch und auf
die Gemeinschaften zurück strahlen, die von eurem Zeugnis leben.
Mit Dankbarkeit
erinnern wir an das Engagement der Ständigen Diakone, der Katechisten, der Laien im
pastoralen Dienst und der Laien, die durch ihren eifrigen Einsatz zum Wohl der Gemeinschaft
beitragen. Möge euer Dienst stets großherzig und fruchtbar sein, unterstützt durch
die volle Gemeinschaft in Gesinnung und Aktion mit dem Hirten der Gemeinde.
20.
Liebe Schwestern und Brüder, was immer auch der Lebensstand sei, in dem wir gerufen
sind, unserer Taufberufung zu folgen, machen wir uns die Gesinnung Christi zu eigen
(vgl. Phil 2, 2) und begegnen wir einander in der Demut nach dem Beispiel Jesu Christi.
Unsere gegenseitige Liebe ist nicht nur eine Nahahmung des Herrn, sie ist ein lebendiger
Beweis seiner wirksamen Gegenwart in unserer Mitte. Wir grüßen und danken allen Personen
des gottgeweihten Lebens, diesem erwählten Anteil am Weinberg des Herrn, der ohne
allen Lohn die Gute Nachricht vom Kommen des Bräutigams bezeugt (vgl. Apk 22, 17-20).
Euer eucharistisches Zeugnis in der Nachfolge Christi ist ein Schrei nach Liebe in
der Nacht dieser Welt, ein Echo des Stabat Mater und des Magnificat. Möge euch die
Eucharistische Frau schlechthin, gekrönt mit Sternen und ungeheuer fruchtbar, die
Jungfrau der Himmelfahrt und der Unbefleckten Empfängnis, im Dienst für Gott und die
Armen, in der Freude von Ostern bewahren für die Hoffnung der Welt.
21. Liebe
Jugendliche, der Heilige Vater Benedikt XVI. hat euch gesagt und immer wieder betont,
dass ihr nichts verliert, wenn ihr euch Christus schenkt. Wir greifen die starken
und erhabenen Worte des Papstes in der Messe seiner Amtseinführung auf, die euch den
Weg zum wahren Glück weisen – im größten Respekt vor eurer Freiheit: „Habt keine Angst
vor Christus! Er nimmt nichts weg, sondern gibt alles. Wer sich ihm hingibt, erlangt
das Hundertfache zurück. Ja, öffnet, öffnet weit die Tore für Christus – und ihr werdet
das wahre Leben finden.“ Wir setzen auf eure Fähigkeiten und auf euren Wunsch, in
der Welt positive Werte zu entwickeln und das umzuändern, was ungerecht und gewalttätig
ist. Ihr könnt auf unsere Unterstützung und auf unser Gebet zählen, dass wir gemeinsam
die Herausforderung annehmen, die Zukunft mit Christus zu bauen. Ihr seid der „Weckruf
am Morgen“ und die „Erforscher der Zukunft“. Versäumt es nicht, aus der Quelle göttlicher
Energie der heiligen Eucharistie zu schöpfen, um die notwendigen Umgestaltungen in
Angriff zu nehmen.
Unseren jungen Seminaristen, die sich auf den priesterlichen
Dienst vorbereiten und die mit ihrer Generation die gleichen Hoffnungen für die Zukunft
teilen, wünschen wir, dass ihr Leben von einer authentischen eucharistischen Spiritualität
geprägt sei.
22. Liebe christliche Eheleute und eure Familien, die universale
Berufung zur Heiligkeit beginnt bei euch in der Familie, der Hauskirche, ernährt am
heiligen Tisch der Eucharistie. Im Sakrament der Ehe verwandelt euer Glaube eure eheliches
Einssein in einen Tempel des Heiligen Geistes, in eine fruchtbare Quelle neuen Lebens,
die Kinder hervorbringt als Frucht eurer Liebe. Wir haben auf der Synode oft von euch
gesprochen, denn wir sind uns der Schwächen und Unsicherheiten der gegenwärtigen Welt
wohl bewusst. Bewahrt euren Mut in der Anstrengung, eure Kinder im Glauben zu erziehen.
Ihr seid die Keimzelle der Berufungen zum Priestertum und zum gottgeweihten Leben.
Vergesst nicht, dass Christus in eurem Einssein lebt, und dass er es mit allen seinen
Gnaden beschenkt, die ihr nötig habt, um eure Berufung heilig zu leben. Wir ermuntern
euch, die Sonntagsmesse in der Familie zu pflegen. So erfreut ihr das Herz Jesu, der
gesagt hat: Lasset die Kinder zu mir kommen (vgl. Mk 10, 14).
23. Wir wollen
ein besonderes Wort an alle Leidenden richten, an die Kranken und die Behinderten,
die durch ihr Leiden mit dem Opfer Christi verbunden sind (vgl. Röm 12, 2). Durch
den Schmerz, den ihr in eurem Leib und in eurem Herzen verspürt, nehmt ihr auf besondere
Weise am Eucharistischen Opfer teil und ihr seid bevorzugte Zeugen der Liebe, die
daraus hervorgeht. Wir sind sicher, dass die Kraft der Eucharistie in den Momenten,
in denen wir die Schwäche erfahren oder an unsere Grenzen stoßen, eine große Hilfe
sein kann. Vereint mit dem österlichen Mysterium Christi finden wir eine Antwort auf
die bohrenden Fragen nach Leid und Tod, vor allem, wenn Krankheiten unschuldige Kinder
treffen. Euch allen sind wir nahe, besonders aber den Sterbenden, die den Leib Christi
als Wegzehrung (Viaticum) für ihre letzte Reise in das Reich Gottes empfangen.
Dass
alle eins seien
24. Auf feierliche Weise hat Papst Benedikt XVI. das Engagement
der Kirche für die Sache der Ökumene bekräftigt. Für diese Einheit sind wir alle verantwortlich
(vgl. Joh 17, 21), denn wir sind durch unsere Taufe alle Mitglieder der Familie Gottes,
ausgestattet mit einer fundamental gleichen Würde und die unschätzbare sakramentale
Gabe des göttlichen Lebens teilend. Wir alle fühlen den Schmerz der Trennung, die
die gemeinsame Feier der Eucharistie verhindert. Wir wollen in unseren Gemeinden das
Gebet für die Einheit intensivieren, Gaben zwischen den Kirchen und den kirchlichen
Gemeinschaften austauschen, ebenso respektvolle und brüderliche Kontakte unter uns
pflegen, damit wir uns besser kennen und lieben lernen, dabei aber die Differenzen
ebenso respektieren, wie wir die gemeinsamen Werte schätzen. Die präzisen Normen der
Kirche bestimmen die Haltungen hinsichtlich der eucharistischen Kommunion mit den
Brüdern und Schwestern, die noch nicht in voller Gemeinschaft mit uns sind. Eine gesunde
Disziplin verhindert die Konfusion, und voreilige Gesten können der wahren Gemeinschaft
schaden.
25. Als Christen fühlen wir uns den anderen Nachkommen Abrahams nahe,
vor allem den Juden, die Erben des Ersten Bundes sind, und den Muslimen. Wenn wir
die heilige Eucharistie feiern, dann denken wir auch – wie es der hl. Augustinus sagt
– an das „Sakrament der Menschheit“ (De civ. Dei, 10, 6), an die Stimme all der Gebete
und Flehrufe, die von der Erde zu Gott aufsteigen.
Schluß: Ein Friede, voll
der Hoffnung
Liebe Schwestern und Brüder, 26. Sagen wir Gott Dank für diese
elfte Synode, vierzig Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, die uns zur Quelle
des Geheimnisses der Kirche zurückkehren ließ. So beenden wir auf schöne Weise das
Eucharistische Jahr, indem wir in der Einheit bestärkt und im apostolischen und missionarischen
Eifer erneuert werden.
Zu Beginn des vierten Jahrhunderts wurde der christliche
Gottesdienst durch die kaiserlichen Autoritäten verboten. Nordafrikanische Christen,
tief verbunden mit der Sonntagseucharistie, missachteten das Verbot. Sie wurden zu
Märtyrern, weil sie bekannten, nicht ohne die sonntägliche Eucharistiefeier leben
zu können. Die 49 Märtyrer von Abitene, die vereint sind mit so vielen Heiligen und
Seligen, die die Eucharistie zum Zentrum ihres Lebens gemacht haben, treten am Beginn
des neuen Jahrtausends fürbittend für uns ein. Sie lehren uns die Treue zur Begegnung
des neuen Bundes mit dem auferstandenen Christus.
Am Ende dieser Synode erfahren
wir den Frieden voller Hoffnung, den die Jünger von Emmaus vom auferstandenen Herrn
beim Brechen des Brotes mit brennendem Herzen empfangen haben. Sie haben sich aufgemacht
und sind eilig nach Jerusalem zurückgekehrt um ihre Freude mit ihren Brüdern und Schwestern
im Glauben zu teilen. Wir wünschen euch, dass ihr fröhlich zur Begegnung mit ihm in
der Heiligen Eucharistie aufbrecht und die Wahrheit seiner Worte bestätigt: „Ich bin
bei euch bis zum Ende der Welt“ (Mt 28, 20).
Liebe Schwestern und Brüder, der
Friede sei mit euch! ISTRUZIONI PER LA DUPLICAZIONE E LA DISTRIBUZIONE