2005-10-20 16:01:23

Synode: Deutsche ziehen Bilanz


Die Synode geht in ihre letzte Runde. Heute ist Pause, die große Aula bleibt leer. Doch in den Sprachgruppen und bei den Experten wird wird eifrig gearbeitet, sie müssen alle Thesen und Vorschläge der vergangenen Tage zusammenfassen und überarbeiten, bevor dann die endgültige Fassung an den Papst geht. Papst Benedikt XVI. selbst war bei rund zwei Dritteln der Vollversammlungen dabei. Das erzählte Kardinal Karl Lehmann gestern Abend. Gemeinsam mit anderen deutschen Synodenmitgliedern zog er Bilanz. Der Papst habe die Diskussionen immer sehr aufmerksam verfolgt - und einmal ist er als Theologe aufgetreten:
 
"Als die sehr schwierige Frage kam, inwieweit die Eucharistie auch auf Anstöße aus dem Judentum zurückgeht, ein rituelles Mal darstellt, Opferbegriff, hochkomplizierte theologische Materie, wo er in den letzten drei, vier Jahrzehnten mehrere Aufsätze darüber geschrieben hat. Das hat ihm offensichtlich auch Spaß gemacht, das auf dieser Ebene darzulegen. Aber das war nicht so, dass man sagen würde, er hat in die Debatte eingegriffen, sondern es war ein sachlicher Beitrag".

Der Papst sei der erfahrenste aller Synodenväter betont Lehmann. Mit Sicherheit seien gerade in der Struktur weitere Änderungen von ihm zu erwarten.

"Ich bin überzeugt, dass er sehr wach ist, was man da auch ändern kann. Es ist ja nicht immer ein Vergnügen, 250 Leute anzuhören, über mehr als zehn Tage hinweg. Das ist ja auch ein Stück Fegfeuer. Der Papst kennt das und wird sich sicher noch einmal fragen, wo die Verfahren effizienter gemacht werden können."

Die Synode kann nicht beschließen, nur beraten. Die Diskussionen bleiben zwangsläufig sehr allgemein, bei einem Arbeitspapier von rund 200 Seiten. Gerade bei drängenden aber vielschichtigen Fragen wie dem Thema Priestermangel sei so kein Ergebnis zu erwarten.

"Ich bedaure ein wenig, dass man nicht den größeren Zusammenhang hat, wo man an der Frage einmal bleibt und sie durchdiskutiert. Statt dessen kommen ständig Apercus und Details, aber natürlich keine überzeugende ganze Antwort. Deswegen muss das ganze in Zukunft anders organisert sein. Die Synode muss stärker gefragt werden, im Sinn von der Papst möchte zu diesem und diesem einzelnen Punkten die Meinungsbildung der Synode haben."

Viel diskutiert auf der Synode - Priestermangel und Zölibat. Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller betont, verheirate Priester seien keine dogmatische Streitfrage.

"Aber gerade jetzt in dieser Synode haben dann einzelne Bischöfe aus den orientalischen Ostkirchen fast die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Einer hat von 400 verheirateten Priestern in seinem Bistum oder der Region gesprochen und gesagt, sie wissen nicht, wie sie finanziell und wirtschaftlich diese Herausforderung bewältigen können. Das sagt jetzt noch nichts zur Gesamtsituation, aber es zeigt, dass die ganze Frage viel komplexer ist, als dass sie von der Synode gelöst werden kann. Das hat jetzt nichts damit zu tun, dass wir zu feige wären, um ein Thema anzusprechen, sondern das ist ja in der Diskussion, legitimerweise, aber nicht so, dass die einfache Lösung auf der Hand liegt."
 
Thomas Söding, Bibelwissenschaftler in Wuppertal, ist als Experte dabei. Die Diskussionen haben Tiefgang, hat er beobachtet. Gerade die Zulassung von wiederverheiratet Geschiedenen zur Kommunion werde nicht rein lehramtlich besprochen.
 
"Ich war sehr beeindruckt davon, dass sich im Grunde keiner von denen, die sich geäußert haben, aufs hohe Ross gesetzt hat. Da war auch keiner, der gesagt hat, so muss man es machen und eine andere Möglichkeit geht überhaupt nicht. Es gab eine ganz starke Sensibilität dafür, dass das wirklich pastorale Probleme sind, dass nicht dekretiert wird, sondern dass Erfahrungen ausgetauscht werden und dass die Probleme, die die Menschen haben, tatsächlich ernst genommen werden."

Der Weltsynode waren Synoden für die einzelnen Kontinente vorangegangen. Das sei jetzt wichtig für eine "gewisse Gelassenheit" in Einzelfragen, meint Söding.


"Es ist jetzt nicht so, dass alle zusammenrücken und dann marschiert die ganze katholische Kirche im Gleichschritt - das ist nicht der Fall. Man weiß, dass es unterschiedliche Formen von Katholizität gibt, man weiß aber auch, was die Basics, die Grundlagen, sind."

 
(rv 20.10.05 bp)







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