2005-10-19 13:01:49

Saddam-Prozess: Bischof Marx hofft auf positive Signalwirkung


Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat heute in Bagdad der Prozess gegen Iraks Ex-Diktator Saddam Hussein begonnen. In diesem ersten von mehreren Verfahren muss sich Hussein wegen eines Massakers in einem schiitischen Dorf im Jahr 1982 verantworten, bei dem 150 Menschen getötet wurden. Mit Saddam sitzen sieben Mitglieder seiner ehemaligen Regierung auf der Anklagebank. Wir haben beim Trierer Bischof Reinhard Marx nachgefragt, dem Vorsitzenden der deutschen Kommission Justitia et Pax. Wie schätzt er die Chancen ein, dass der Prozess vor einem Sondertribunal tatsächlich der Gerechtigkeit zu ihrem Recht verhelfen kann?

"Er kann natürlich nur den menschlichen Kategorien der Gerechtigkeit genügen. Und insofern ist er auch eine Chance. Es geht ja darum, die Wahrheit ans Licht zu bringen und insofern kann ein solcher Prozess auch für die politische Entwicklung wichtig sein. Dass eine Rechtskultur entsteht, wo auch ein großer Verbrecher nach den Normen des Rechts beurteilt wird. Ohne dass man sagen könnte, ein menschliches Gericht könne das Ausmaß des Unrechts irgendwie wieder gut machen durch eine Strafe, das ist ja nicht möglich. Aber notwendig ist es. Wir sind eben Menschen und müssen auch mit den menschlichen Kategorien der Gerechtigkeit die Wahrheit ans Licht bringen."

Hussein und seinen Komplizen droht die Todesstrafe. Und viele Iraker, besonders unter den Schiiten und Kurden, wünschen sich tatsächlich, dass ihr einistiger Peiniger hingerichtet wird. Aber - Rache ist keine Lösung, betont Bischof Marx:
"Wir müssen ja auch daran denken: Ein solcher Prozess ist ein Element der Wahrheitsfindung. Aber im Grunde ist damit erst der Anfang gesetzt. Es geht ja darum, auch Versöhnungsprozesse in Gang zu bringen. Er ist ja nicht der einzige Übeltäter. Er steht an der Spitze. Es wird sowieso schwer sein, das haben wir beim Milosovic-Prozess gesehen, die Befehlskette dann ganz genau zu verfolgen. Da wird vieles verschleiert. Und wie ein solches Volk auf den Weg einer schrittweisen Versöhnung kommen kann, das ist eine zweite Frage. Aber notwendig ist, dass die Täter auch benannt sind, dass die Wahrheit ans Licht gebracht wird. Aber auch deutlich zu machen: Damit sind die Probleme nicht gelöst, Rache löst keine Problem, sondern führt zu neuen Aggressionen. Also , jetzt einen schnellen Prozess zu machen und das Todesurteil zu fällen, wird sicher nicht langfristig zur Versöhnung beitragen."







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