Drei Tage nach der Präsidentschaftswahl in Liberia zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen
der beiden Spitzenkandidaten ab. Voraussichtlich wird eine Stichwahl über den ersten
Präsidenten des westafrikanischen Staates nach einem langen Bürgerkrieg entscheiden.
Weder Ex-Fussballstar George Weah noch die Ex-Weltbank-Managerin Ellen Johnson-Sirleaf
dürften 50 Prozent erreichen. Wir haben nachgefragt bei Misereors Liberia-Experten
Adolf Wendel. Er sagt, was bei der Stimmabgabe auf dem Spiel stand: "Nach etwa
15 Jahren Bürgerkrieg in diesem Land, in einem Land, das völlig zerstört ist, in einem
Land, wo Jugendliche insbesondere bis zum Alter von etwa 25 Jahren nie eine intakte
Familie kenengelernt haben, nie ein intaktes Dorf, nie eine intakte Stadt und schon
gar nicht ein intaktes Land, da ist es unbedingt nötig, das Friede geschaffen wird.
Dass den Menschen Zeichen gegeben werden für eine Zukunft, wo vor allem die jungen
Menschen, die bis zu 25 Jahren etwa 60 Prozent der Bevölkerung ausmachen, eine Zukunft
für sich erkennen." Und so benennt Wendel die Herausforderungen, die auf den
neuen Staatschef zukommen: "Und wenn es nicht gelingt der neuen Regierung den
Fluss von Diamanten, von tropischen Hölzern, von Gold und von anderen Einnahmemöglichkeiten,
die das Land hat, zu regeln. Zum Beispiel die der enormen Kautschuk-Produktion, wenn
diese Dinge nicht kanalisiert werden und die entsprechende Korruption, die damit einhergeht,
nicht eingedämmt wird, dann hat das Land kaum eine Zukunft. Und die neue Regierung
muss sich ganz massiv dafür einsetzen, um sich innerhalb der Bevölkerung wieder Kredit
zu verschaffen und auch glaubhaft zu sein." (rv 14.10.05 hr)