Kardinal Lehmann: "Offenes und sehr freundschaftliches Klima auf der Synode"
Bei der Synode im Vatikan herrscht ein offenes und sehr freundliches Klima - und alle
Themen können in großer Freiheit angesprochen werden. Das hat Kardinal Karl Lehmann
gestern Abend bei einem Pressegespräch unterstrichen. Man merke, so der Kardinal,
dass eine neue Generation von Bischöfen bei der Synode anwesend sei, für die auch
das Ansprechen vielleicht kritischer Themen selbstverständlich sei. So würden auch
Fragen wie die Zulassung zur Kommunion von wiederverheiratet Geschiedenen genauso
aufs Tapet gebracht wie etwa die Diskussion um die 'viri probati', also die Priesterweihe
von verheirateten Männern. Dass es aus der Synode hieß, das Thema sei nur am Rand
vorgekommen habe damit zu tun, dass die Synodenväter diese Frage "gar nicht
immer primär unter dem Stichwort 'viri probati' behandeln, sondern: Da kommt zum Beispiel
einer und sagt: 'Es ist ja wunderbar, dass wir die Wichtigkeit der Eucharistie für
das Leben der Kirche in engem Zusammenhang von Kirche und Eucharistie thematisieren.
Das ist ja ein Gewinn, auch ein ökumenischer Gewinn.' Aber wenn ich dann erfahre,
dass man in Lateinamerika in so und so vielen Kirchen den Menschen gar nicht das eucharistische
Brot reichen kann, weil keine Priester da sind und so fort - da fällt das Wort 'viri
probati' gar nicht. Aber es kommt einfach sozusagen die Spannung und die Widersprüchlichkeit
dieser Erfahrung zum Ausdruck. Das wird natürlich unterschiedlich thematisiert."
Kardinal
Lehmann fügte auch gleich ein Beispiel an: Ein französischer Bischof habe ihm im persönlichen
Gespräch gesagt: Das Thema 'viri probati' sei in Frankreich nicht zu händeln, denn
wenn man verheiratete Männer zu Priestern weihen wollte, dann könne man nur solche
nehmen, deren Kinder schon aus dem Haus seien. Einen Priester mit Familie könnten
die französischen Diözesen schlicht und einfach nicht finanzieren. (rv 14. 10.
05 lw)