Die Tschechische Republik ist einer der letzten Staaten Europas, die noch keinen bilateralen
Vertrag mit dem Vatikan, also ein Konkordat, abgeschlossen haben. 2003 hatten Staat
und Kirche zwar einen Vertragstext ausgehandelt, doch der war vom Parlament in Prag
abgelehnt worden. Die Abgeordneten fürchteten eine Bevorzugung der katholischen Kirche
gegenüber anderen Religionsgemeinschaften. Mit nur 26 Prozent ist die katholische
Kirche die weitaus größte Religionsgemeinschaft in Tschechien. Jetzt sprach der tschechische
Außenminister Cyril Svoboda mit Papst Benedikt und dem Vatikan-Außenminister Erzbischof
Giovanni Lajolo erneut über den Konkordatsentwurf: "Der Heilige Stuhl bestätigt
ganz klar, dass der tschechisch-vatikanische Vertrag gut ausverhandelt wurde und dass
keine weiteren Verhandlungstage notwendig seien. Es sei nötig, den Ratifizierungsprozess
des Vertrags zu beenden. Erzbischof Lajolo meinte, er würde die Argumente von Präsident
Vaclav Klaus nicht verstehen und sei bereit, die eigenen Argumente jederzeit zu erklären,
um aufzuzeigen, dass alles, was im Vertrag enthalten ist, ordnungsgemäß und in Übereinstimmung
nicht nur mit den Interessen des Heiligen Stuhles sei, sondern auch mit den Interessen
und der Rechtsordnung Tschechiens. Also wird man nun auf den Abschluss des Ratifizierungsprozesses
warten."
Der Vertragstext regelt vor allem das Wirken der Kirche in öffentlichen
Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäusern, Gefängnissen oder dem Militär. Nicht geklärt
wird die Rückgabe kirchlichen Grundbesitzes, der in kommunistischer Zeit enteignet
worden war und immer noch in staatlichem Besitz ist. Allerdings soll sich Tschechien
um eine schnellstmögliche Lösung des Eigentumsstreits mit der Kirche bemühen. (rv
11.10.05 bp)