Vatikan: Gregorius III. fordert Dialog mit Orientalen
Die Synode führt Bischöfe und Patriarchen aus der ganzen Welt derzeit in Rom zusammen.
Einer der rund 260 Oberhirten ist Lutfi Laham, genauer: Gregorius III., Patriarch
der melkitischen Kirche. Das Thema Eucharistie verbindet alle Kirchen, die derzeit
in Rom vereint sind. Doch darüber hinaus fordert Gregorius III. von der römischen
Kurie in erster Linie mehr Dialog mit den orientalischen Katholiken: "Es wäre
sehr nützlich, denn die Kurie möchte den Dialog mit den Protestanten ohnehin, auch
mit den Reformierten und anderen, auch mit den Orthodoxen. Aber bei uns meinen sie,
dass keine Wichtigkeit besteht. Aber ich finde, dass das sehr wichtig ist. Denn als
Katholiken sind wir ganz in der Gemeinschaft mit Rom, aber andererseits haben wir
auch unsere Vision. Wir sind freier als die Orthodoxen, und wir sind auch eher sensibel
für die Communio mit Rom und für die Eigenschaft der orthodoxen katholischen Kirchen. Der Dialog sei auch für die römisch-katholische Kirche von Nutzen, meint Lutfi
Laham. Zum Beispiel in der Frage des Primats. Die Orthoxen würden zwar den Primat
Roms anerkennen, wollten aber, dass er in der Praxis anders funktioniere: "Wenn
nun die römisch-katholische Kirche mit uns griechisch-katholisch-orientalischen Kirchen
einen Dialog führte, können wir sagen, was für uns Primat bedeutet, als Orientalen,
Orthodoxen, Katholiken. Das kann dann zum besseren Verständnis für die römisch-katholische
Kirche führen, wie sie sich in Sachen Ausübung des Primats verhalten muss - auch gegenüber
den katholischen Kirchen außerhalb Roms und Italiens. Wir sind gleichzeitig nützlich
sowohl für die Orthodoxen wie auch für die römisch-katholische Kirche in der Welt
überhaupt." Aber - der Patriarch erwartet noch etwas von Rom: "Ich möchte
betonen, dass wichtig ist, dass Rom die orientalischen katholischen Christen ermutigt,
mit ihren orthodoxen Partnern an Ort und Stelle Dialog zu führen, und nicht sagen:
Dialog geht nur über Rom. Unter den Ortskirchen muss ein Dialog geführt werden, besonders
orthodox-katholisch, zum Beispiel in Antiochien, in der Ukraine, in Moskau und so
weiter." Ein wenig Kritik übt Gregorius an der römischen Liturgie: "Die
orientalische Liturgie hat mehr Bewegung in sich. Die römisch-katholische Messe ist
ein wenig zu statisch. Der Charakter des Dramas, des Heilsgeschehens ist nicht so
betont. Sie kann mehr Lebendigkeit gewinnen und Lebendigkeit und dadurch auch Nähe
zum Volk. Obwohl die lateinische Kirche nun leider Gottes die Messe zum Volk feiert,
versus populum, sind sie nicht mit dem Volk verbunden. Wir schauen nicht zum Volk,
aber sind immer unter dem Volk. Wir gehen, wir wenden uns immer wieder zum Volk und
zurück zum Altar. Diese Beweglichkeit ist heutzutage glaube ich viel wichtiger, in
einer Welt, die immer in Bewegung und voll Jugend ist." (rv 10.08.05 bp)