15 Jahre Deutsche Einheit: Politiker aus der ganzen Bundesrepublik gedenken heute
in Potsdam der Wiedervereinigung Deutschlands. Die Euphorie damals war groß, die Menschen
in Ost und West lagen sich in den Armen und träumten von den versprochenen blühenden
Landschaften. Und heute? Ist der 3. Oktober wirklich ein Tag zum Feiern? O ja, sagt
der Magdeburger Bischof Gerhard Feige: "Ich feiere diesen Tag sehr gern und
noch bewusst. Ich erinnere mich noch deutlich an die Zeit davor, und für mich war
eigentlich die Deutsche Einheit unerreichbar. Das war ein tatsächliches Wunder." Sein
Amtsbruder aus Dresden, Joachim Reinelt, ergänzt: "Wer dieses Ereignis nicht
mehr feiert, hat offensichtlich schon alles vergessen, was zuvor an Lasten existiert
hat, die das Volk nie wieder zurück haben möchte." Doch ob Ost und West wirklich
zusammengewachsen sind? Die Mauer in den Köpfen ist immer wieder spürbar, auch jüngst
im Wahlkampf. Der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky räumt ein: "Die Erwartungen
waren sicherlich übersteigert. Versprechungen waren sicherlich auch irreal. Dann hat
das zu dieser Verbitterung geführt. Mehr Geduld in der Wandlung hätte Frust vermieden."
Größtes
Problem der Menschen im Osten, geradezu ein Stimmungskiller, ist die hohe Arbeitslosenrate.
Bischof Reinelt hat Verständnis: "Wenn also das Leben ohne Religion verläuft,
ohne Familienglück verläuft. Und dann das letzte, woran man hängt, auch noch genommen
wird, das ist die Arbeit, dann ist man am Ende." Christen kämen mit den Rückschlägen
besser zu Rande: "Meines Erachtens liegt das eben wirklich daran, dass der Lebensinhalt
Arbeit nicht Priorität hat für den Christen. Selbstverständlich sind diejenigen, die
es hart trifft, bedrückt und brauchen Unterstützung. Aber es gibt nicht eine solche
resignative Stimmung in unseren Gemeinden, wie das oft geschildert wird." (rv/kna
03.10.05 bp)