Mit einer Eucharistiefeier hat die XI. Ordentliche Weltbischofssynode zum Jahr der
Eucharistie begonnen. An dem dreiwöchigen Treffen der Weltkirche nehmen 256 Bischöfe
aus 118 Ländern teil, dazu Vertreter großer kirchlicher Organisationen, Experten und
Delegierte anderer christlicher Kirchen und Gemeinschaften. Papst Benedikt XVI.
stand der Messe heute Vormittag im Petersdom vor, 325 Konzelebranten assistierten
ihm. Benedikts Predigt war der geistliche und geistige Impuls für die Synodenväter.
Wer
eine dogmatische Vorlesung erwartet hatte, eine pointierte Zusammenfassung all jener
Punkte, um die es in den kommenden drei Wochen gehen soll, eine letztgültige Antwort
auf die Konflikte um Interkommunion, Kommunionempfang für konfessionsverschiedene
Paare oder wiederverheiratet Geschiedene - der dürfte enttäuscht gewesen sein. Es
war eine bildreiche Predigt. Wie Lesungen und Evangelium des Sonntags sprach auch
der Papst in einem Gleichnis: Die Kirche als Weinberg, in dem saure Trauben wachsen
anstatt guter Früchte, in dem die Winzer die Knechte des Eigentümers hinausdrängen
und seinen Sohn töten. Benedikt fand deutliche Worte: "Ist unser christliches
Leben nicht häufiger Essig statt Wein? Selbstmitleid, Konflikte, Gleichgültigkeit?...
Wir Menschen, denen sozusagen die Führung über
die Schöpfung anvertraut ist, reißen diese an uns. Wir
wollen die Gutsbesitzer in einziger Person und alleine sein. Wir wollen die Welt und
unser eigenes Leben besitzen. Gott ist uns da ein Hindernis." Benedikts Credo
in Kürze: So wie Gott in der Eucharistie wahrhaft gegenwärtig ist, so muss er auch
in der Gesellschaft präsent sein. Sonst schadet sich die Gesellschaft selbst. "Oder
man macht aus Ihm eine einfache fromme Redewendung, oder er wird völlig
negiert, verbannt aus dem öffentlichen Leben, jede Bedeutung verlierend.
Die Toleranz, die es erlaubt, von Gott zu sprechen wie von einer privaten Meinung,
die ihm aber die öffentliche Herrschaft, die Wirklichkeit der Welt und
unseres Lebens verweigert, ist keine Toleranz, sondern Heuchelei. Einfache,
bildhafte Sprache voller Schlagkraft. Diese Synode zu Leben und Sendung der Kirche
ist also kein rein binnenkirchliches Geschehen, kein Frömmeln. "Während
aber der Mensch sich zum einzigen Besitzer der Welt und zum Eigentümer
seiner selbst macht, kann keine Gerechtigkeit existieren. So kann nur die Willkür
von Macht und Interessen herrschen....Die Androhung des Gerichts bezieht sich
auf uns, die Kirche Europas, Europa und den Westen im Allgemeinen." Der große
Theologe hielt keine Dogmatik-Vorlesung, er war in der Predigt weniger Glaubenslehrer
denn Lebenslehrer. Zum Schluss noch ein Appell an die Synodenväter: Sie sollen nicht
nur "schöne Dinge über die Eucharistie sagen, sondern vor allem von ihrer Kraft
leben." Und sie sollen der Welt helfen, zu einem fruchtbaren Weinberg zu werden.
Große Aufgaben - keineswegs nur innerkirchlich. Aber Politik alleine reicht eben nicht.