2005-09-23 15:21:37

D: Lehmann für stabile Regierung


Die deutschen Bischoefe haben von den politischen Parteien eine stabile und zukunftsfaehige Regierung gefordert. Nachdem vor allem die grossen Parteien an Vertrauen verloren haetten, muesse sich nun in erster Linie das Klima zwischen den Politikern wieder normalisieren, erklaerte Kardinal Karl Lehmann zum Abschluss der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda.

„Das unübersichtliche Ergebnis der Bundestagswahl wäre gründlich fehlinterpretiert, wenn es zu Untätigkeit führen würde. Nichts zu tun, keine weiteren Reformen zu wagen, wäre an sich eine große Ungerechtigkeit. Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass fast 5 Millionen Menschen in unserem Land arbeitslos sind, und wir können nicht weiter Schulden anhäufen und damit auf Kosten unserer Kinder und Kindeskinder leben. Beides ist zutiefst ungerecht.”

Jede Partei muesse „substantielle Beitraege“ leisten. Ohne Reformen koenne es keine soziale Gerechtigkeit geben, doch sozialer Ausgleich und wirtschaftliche Entwicklung muessten Hand in Hand gehen, so Lehmann:

„Diese Verknuepfung gelingt in der sozialen Marktwirtschaft. Sozial gross geschrieben.

Der eindringliche Appell an die Politiker:

„Dabei darf eine verantwortungsbewusste Politik nicht mehr versprechen als sie halten kann. Eine von Vorurteilen und Pauschalierungen genährte Politik, die einfache Lösungen für komplexe Sachverhalte anbietet, oder sich ueberhaupt nicht um Finanzierungen kuemmert, kann die Zukunft nicht gewinnen. Ich kann mir angesichts dieser Herauforderungen deshalb auch nicht vorstellen, dass irgendein verantwortungsbewusster Politiker erwägt, dass der nächste deutsche Bundeskanzler mithilfe von Stimmen – und sei es in geheimer Wahl – ins Amt kommt, die sich für die extreme Position aussprechen, Veränderungen per se verhindern zu wollen.“

Deutliche Worte fuer den sonst parteipolitisch zurueckhaltenden Kardinal. Zwar wagt er keine Prognosen, sagt aber ganz konkret:

„Es gibt ja nun doch ohne jede Frage im linken Spektrum eine Partei, die Dinge verspricht, von denen ich mich frage, ob man sie heute echt versprechen kann. Ich will kein Gespenst an die Wand malen, will aber doch sagen, wo unter Umstaenden gefahren sind.“

Ueberrascht zeigte Lehmann sich von den Spekulationen des italienischen Fernsehens um die Stimmenverteilung im Konklave. Sollte das seit gestern Abend in der Presse kursierende angebliche Tagebuch eines nicht genannten Kardinals echt sein, waere das „eine Katastrophe“. Schweigen sei stets oberstes Gebot gewesen, so Lehmann:

„Das ist mit eine Voraussetzung dafuer, dass es zum Beispiel moeglich war, innerhalb von zwei Tagen einen Papst zu waehlen, dass keine Politik gemacht wurde, vorher nicht und nachher nicht. Es ist auch ein Schutz vor Personen, die mit im Spiel waren, die ganz normal weiterleben koennen nachher, ohne dass man ihnen nachredet, fast Papst geworden zu sein. Ich glaube es waere ein Verlust an Kultur und Verlaesslichkeit in der Kirche.“

Und – Lehmann schmunzelt, als er anmerkt:

„Uebrigens, so interessant ist es gar nicht.“

(bp 23.09.05 bp)











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