2005-09-20 09:43:04

Österreich: Simon Wiesenthal gestorben


Der als "Nazi-Jäger" bekannte Simon Wiesenthal ist im Alter von 96 Jahren in Wien gestorben. Das wurde heute auf der Website des Simon Wiesenthal Center bekannt gegeben. Der nach dem Krieg als Verfolger von Nazi-Verbrechern bekannt gewordene Holocaust-Überlebende lebte zuletzt in Wien. Wiesenthal hatte sich nach dem Zweiten Weltkrieg der Aufgabe verschrieben, Nazi-Verbrechen aufzuklären. Laut Wiesenthal-Center hat er mehr als 1.100 Kriegsverbrecher der Justiz zugeführt. Er selbst überlebte bis zum Kriegsende 1945 insgesamt zwölf Konzentrationslager. Wir haben für Sie aus unserem Archiv einen Originalton von Simon Wiesenthal rausgesucht. Hören Sie selbst:
" Schauen Sie, ich gehöre zu den letzten Zeugen. Nach uns ist alles Geschichte. Ich sehe es ja, zu mir kommen so viele junge Leute und das macht auf junge Leute einen Eindruck. Schon wenn ich sage: ´Ich habe gesehen´. Die späteren, nach unserer Generation werden sagen können: ´Ich habe gelesen.´Und das ist ein serh großer Unterschied. An denjenigen, der gelesen hat, kann man Fragen stellen. Aber das sind keine dirketen Fragen, weil er alles weiß aus zweiter Hand."
Bei seinem Kampf für Gerechtigkeit, bei seiner Jagd nach Nazi-Schergen in der ganzen Welt, leitete ihn vor allem auch eine Überzeugung:
"Was geschehen ist, kannn sich wiederholen. Wenn man eine Propaganda gegen Ausländer macht und man die Juden nicht erwähnt, sind die Juden sicher, dass wir drinnen sind. Und das hat sich nicht geändert. Trotzdem das Wort Antisemitismus - ein Wort, das von Antisemiten ungerne gebraucht wird, aber der Antisemitismus braucht keine Juden, um zu existieren."

Zahlreiche Vertreter aus Kirche und Gellschaft reagierten mit Betroffenheit auf Wiesenthals Tod. Der Zentralrat der Juden in Deutschland würdigte ihn als "das Gewissen des Holocaust". Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn unterstrich, Wiesenthal sei stets um Wahrheit bei der Aufarbeitung des Grauens der Vernichtung des jüdischen Volkes bemüht gewesen.

(orf.at/rv 20.09.05 hr)










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