Der Pressesaal des Heiligen Stuhls weist den Bericht einer britischen Zeitung zurück.
Der "Daily Telegraph" behauptet in seiner heutigen Ausgabe, dass der kroatische General
Ante Gotovina in einem kirchlichen Gebäude in Kroatien versteckt werde. Die Chef-Anklägerin
des UNO-Tribunals für Ex-Jugoslawien, Carla del Ponte, bezeichnet Gotovina als Kriegsverbrecher
und fordert seine Auslieferung an das Haager Tribunal. Der Fall Gotovina blockiert
derzeit auch die Aufnahme von Beitrittsgesprächen Kroatiens mit der Europäischen Union.
Der Vatikanische Pressesaal erklärte heute, dass Frau del Ponte sich mit dem "Aussenminister"
des Vatikans, Erzbischof Giovanni Lajolo, getroffen habe. Dabei habe dieser aber darauf
hingewiesen, dass das vatikanische Staatssekretariat "kein Organ des Heiligen Stuhls"
sei, das "institutionell" mit dem Haager Tribunal zusammenarbeiten könne. Lajolo habe
die Chef-Anklägerin gebeten, präziser zu sagen, in welchen kirchlichen Gebäuden der
flüchtige Gotovina sich denn angeblich aufhalte. Dann werde er - Lajolo - sich mit
den entsprechenden kirchlichen Stellen in Kroatien in Verbindung setzen. Frühere Nachforschungen
hätten jedenfalls nichts ergeben, betont der Vatikan. Auf die Bitte von Erzbischof
Lajolo habe Frau del Ponte bis heute noch nicht geantwortet, so das Statement weiter.
Der
Heilige Stuhl wehrt sich ungewöhnlich offen gegen den Verdacht, dass die kroatische
Kirche einen Kriegsverbrecher aus dem Balkan-Konflikt decke. Dass der Vatikan für
eine Aufnahme des katholischen Kroatien in die EU eintritt, ist seit langem bekannt.
Als Papst Johannes Paul II. im Juni 2003 Kroatien besuchte, da sah er in Zadar viele
Riesen-Transparente, auf denen Gotovina als kroatischer Held gefeiert wurde. (rv
20.09.05 sk)