2005-09-19 12:27:00

USA: Cordes, "Armut in USA eine Schande"


"Papst-Gesandter nennt Armut im reichen Amerika eine Schande." Das war am Sonntag eine Schlagzeile auf der Internet-Seite des US-Nachrichtensenders CNN. Mit dem Papst-Gesandten war Erzbischof Paul Josef Cordes gemeint, der Leiter des Päpstlichen Rates "Cor Unum". Cordes hat im Auftrag Benedikts XVI. den Hurrikan-Opfern an der amerikanischen Golfküste und in New Orleans Unterstützung zugesagt. Im Gespräch mit Radio Vatikan erzählt Cordes:
"Ich bin am 10. September zum Mississippi-Delta aufgebrochen; vier Tage lang habe ich dann in Baton Rouge, Biloxi und New Orleans die katholischen Gemeinschaften getroffen und die obdachlos Gewordenen besucht in ihren Massenquartieren. Sowohl auf kirchlicher als auch auf ziviler Seite gab es immer wieder Dankbarkeit dafür, dass der Papst einen Vertreter geschickt hatte. Offenbar war der Vatikan sogar der einzige Staat der Welt, der einen Gesandten in das Katastrophengebiet geschickt hatte."

Welche Kontakte mit US-Behörden haben Sie gehabt?

"Ich konnte mit der Gouverneurin Blanco von Louisiana sprechen und in Washington mit dem Vizeadmiral Fed Ellen. Er ist der persönliche Beauftragte von Präsident George Bush für die Bundeshilfen. Natürlich habe ich auch mit den amerikanischen Bischöfen der Region gesprochen, und dabei hat mich die ganze Zeit Kardinal McCarrick begleitet, der Erzbischof von Washington. Ich hatte auch Kontakte mit der regionalen Caritas. Die US-Caritas hat sechs Millionen Dollar zur Verfügung gestellt, das Geld kommt zum Teil auch aus Spendensammlungen der Caritas verschiedener Länder. Mein Besuch hat neue Aufmerksamkeit geweckt, die sich hoffentlich in neue Spenden umsetzt. Die betroffene Region ist sehr groß, in ihr arbeiten Freiwillige aus den ganzen USA. Der Wiederaufbau wird sicher Monate und Jahre brauchen. Ich habe furchtbare Szenen gesehen, aber auch Gesten großer Menschlichkeit."

Und welchen Eindruck haben Sie mitgenommen, Herr Erzbischof?

"Viele - nicht nur außerhalb des Landes - sind beeindruckt von der Entdeckung, dass es im reichen Amerika eine Armut gibt, die in manchen Zügen eine Schande ist. Ich will aber andererseits auch nicht eine persönliche Sorge verhehlen: dass die Supermacht sich isoliert und auch, wenn sie jetzt mit der Katastrophe konfrontiert ist, isoliert bleibt. In diesem dramatischen Moment dürfen die USA nicht alleingelassen werden, das verpflichtet uns. Nicht nur unsere Gemeinschaft und unsere Kirche mit unserer menschlichen Solidarität - da geht`s um mehr. Ein hoher Repräsentant hat gesagt, dass die Schwäche der USA angesichts dieser Katastrophe auch sensibel macht, um jede Idee von Selbstgenügsamkeit zu zerstören. Da sehe ich in all dem Schlechten dieses Ereignisses auch die Hoffnung für viele Bürger, zu sehen, dass die Welt größer ist als die USA! In meiner Predigt in der Kathedrale von Baton Rouge am 11. September, genau vier Jahre nach der Zerstörung des World Trade Center von New York, habe ich die Katholiken gebeten, über die religiöse Dimension dieser Ereignisse nachzudenken, auch über die traurigen und katastrophalen. Ich habe versucht, den vielen Menschen, die zum Teil auch aus New Orleans gekommen waren, zu erklären, dass die Säkularisierung uns betrügt, indem sie den Glauben - die Tiefe unseres Glaubens - vom täglichen Leben abtrennt. Aber der Glaube will jeden Moment erhellen, den wir erleben! Gott begleitet uns immer, auch in den dunkelsten Augenblicken. Ich habe gesagt: Der Gläubige sollte nie daran zweifeln, dass Gott uns liebt, und darin Trost finden. Jetzt warte ich darauf, dem Papst zu berichten, was ich gesehen, gehört und erlebt habe in den USA."
(rv 19.09.05 sk)







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