Nein zu einer ökumenischen Revision der Einheitsübersetzung der Bibel - diese Entscheidung
der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat den ökumenischen Zug ins Trudeln
gebracht. Margot Käßmann, evangelische Landesbischöfin in Hannover, sieht zwar im
Miteinander der Konfessionen in Deutschland noch keine ernsthafte Krise. "Aber
das ist natürlich ein Zeichen dafür: Es trennt uns einiges. Bspw. die Bedeutung der
Bibel. Sola Scritpura ist für Luther ein ganz zentrales Prinzip gewesen. Das zeigt
nur – wie auch der Ablass zum Weltjugendtag in Köln und ähnliches – dass die Trennungen
der Reformation weiterhin bestehen, wenn ich auch glaube, dass sie nicht so trennend
sein müssen, dass wir nicht zusammen Abendmahl feiern können." Der ökumenische
Weg - das ist in Deutschland momentan nicht gerade eine Autobahn. Eher eine Landstraße
voller Schlaglöcher. "Also ich muss sagen, dass es angespannt ist derzeit. Das
merkt man natürlich auch an solchen Signalen. 1999 im Oktober hatten wir gehofft,
jetzt geht alles zügig weiter nach der gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre.
Seitdem – Dominus Jesus, Einheitsübersetzung, und anderes mehr – zeigt sich doch eher
eine gewisse Spannung zwischen den Kirchen. Ich hoffe, dass wir dieses Ziel, bei aller
Verschiedenheit doch versöhnte Kirchen zu sein, nicht aus den Augen verlieren." Die
Bischöfin Käßmann - und mit ihr Deutschlands evangelische Kirche - hat den Verdacht,
dass der Vatikan im Moment unter Ökumene vor allem das Gespräch mit den Orthodoxen
versteht - und der Dialog mit den Protestanten erst an zweiter Stelle kommt. "Das
konnte sie in Deutschland beim Papstbesuch durchaus ablesen: Wir sind 26 Millionen
Evangelische und 10 Personen wurden gebeten. Es gibt 1,3 Millionen Orthodoxe und
8 Personen wurden zur Repräsentanz gebeten. Also auch da war diese Gewichtung sehr
deutlich. Ich muss allerdings sagen, dass ich glaube, das schadet uns letztendlich
nicht, weil die Orthodoxie natürlich zur Ökumene dazugehört und ich bin im Grunde
gespannt: In Rom wird ja im Januar der erste Schritt zur dritten Europäischen Ökumenischen
Versammlung gegangen werden. Da sind dann Orthodoxe, Reformationskirchen und Katholiken
zusammen. Ich hoffe, dass über diese Gemeinschaft dann ein neuer Impuls kommt." (rv
15.09.05 sk)