2005-09-12 15:31:25

"Vielleicht kommen sie doch"


Die chinesische Regierung läßt vielleicht doch vier Bischöfe im Oktober zu einer Synode in den Vatikan reisen. Das meint ein kirchlicher China-Kenner. Eine Absage aus Peking sei weder offiziell noch definitiv. Papst Benedikt XVI. hatte vier chinesische Oberhirten zur Bischofssynode eingeladen, darunter auch einen Bischof der so genannten "Untergrundkirche" Chinas.
Schon Johannes Paul II. hatte in den neunziger Jahren zu einer Asien-Sondersynode im Vatikan Bischöfe aus dem kommunistischen China eingeladen - die damals nicht ausreisen durften. Die Einladung Johannes Pauls hatte damals aber nur Vertretern der romtreuen Kirche gegolten. Benedikt XVI. machte das letzte Woche anders: Er lud nur einen Bischof der so genannten "Untergrundkirche" ein, dafür aber drei der so genannten "Patriotischen Vereinigung", also der regimenahen Katholiken-Organisation. Diese Einladung war eine Premiere; allerdings hat sich der neue Papst offenbar schon in Köln bei seinem jüngsten Besuch "privat" mit einigen Priestern der "Patriotischen Vereinigung" getroffen.
Auf Benedikts Einladung vom letzten Dienstag kam nun zunächst eine harsche Reaktion aus Peking. Der Schritt des Papstes zeige "keinen Respekt" und widerspreche den "doch eigentlich guten Absichten des Papstes", zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua einen ungenannten Sprecher. Dieser Anonymus stand nach Angaben der Agentur sowohl für die "Patriotische Vereinigung" als auch für die vom Regime kontrollierte, "offizielle" Bischofskonferenz von China. Man habe dem Vatikan doch schon gesagt, so Xinhua weiter, dass hohes Alter und Krankheiten den eingeladenen Bischöfen eine Romreise nicht möglich machen würden.
Aber Vorsicht - "das ist ganz und gar keine Antwort Pekings". Sagt zumindest Pater Bernardo Cervellera. Der China-Experte, der längere Zeit in Peking gearbeitet hat, leitet die katholische Internet-Nachrichtenagentur Asianews. Und er macht darauf aufmerksam, dass sich bisher ja nur ein ungenannter Vertreter der staatsnahen "Patriotischen Vereinigung" geäußert habe. "Ich glaube", so Cervellera, "dass Präsident Hu Jintao noch seine ganze Freiheit hat, wie er auf die Einladung des Papstes reagiert." Die "Patriotische Vereinigung" habe so unwirsch reagiert, weil sie sich an den Rand gedrängt fühle. Schließlich sei Präsident Hu immer unzufriedener mit dem Verband. Die "Patriotische Vereinigung" bekomme es nämlich nicht hin, dass an der religiösen Front Ruhe einkehrt - die "harmonische Gesellschaft", die ein Projekt der Regierung voranbringen will.
Der Präsident könne also durchaus die vier eingeladenen Bischöfe doch noch in den Vatikan reisen lassen. Damit würde er auf eine bemerkenswerte Einladung des Papstes reagieren, die weiter geht als alles, was bisher aus dem Vatikan kam. Und der chinesische Präsident könnte damit gegenüber der "Patriotischen Vereinigung" seine Eigenständigkeit demonstrieren. Vielleicht kommen sie also doch? Unter dem Eis zwischen Rom und Peking knackt und taut es weiter...
(sk 12.09.05 sk)







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