2005-09-08 15:43:27

Italien: Kardinal lädt zu Kino-Kritik ein


Der Patriarch von Venedig lädt Kirchenleute dazu ein, dem zeitgenössischen Kino “ positiv kritisch“ gegenüber zu stehen. Dahingehend äußerte sich Kardinal Angelo Scola am Rand der Filmfestspiele, die gerade in der Lagunenstadt über die Bühne gehen.
„Wir beobachten heute eine radikale Veränderung der Art und Weise, in der die Menschen ihre Beziehungen untereinander leben, also von allem, was mit Zuneigung und Liebe zu tun hat. Hier ist ein regelrechter Umsturz im Gang – man kann ihn sogar mit dem vergleichen, was sich ereignete, als die Erkenntnisse von Galileo Galilei in die bis dahin bekannte Wissenschaft förmlich einschlugen. So ein Umsturz führt zu Widersprüchen, Spannungen, Brüchen, zu Unsicherheit. Nun hat das Kino mit seiner mächtigen Bildersprache die Möglichkeit, diesen Umsturz zu interpretieren. Daher sollten die Kirchenleute das Kino mit Aufmerksamkeit verfolgen, das heißt objektiv und positiv kritisch. Eine echte Kritik besteht aus zwei Phasen: einer Phase des Zuhörens und Sich-Aneignens, und eine spätere Phase der Bewertung und des freien Urteils.“
Kardinal Scola überreichte gestern dem polnischen Regissseur Jerzy Stuhr den Robert-Bresson-Preis, der alljährlich von Rai Cinema und Medusa für von "Aufrichtigkeit und Intensität" geprägte Arbeiten vergeben wird. Im vergangenen Jahr hatte der deutsche Regisseur Wim Wenders die Auszeichnung aus den Händen des Kardinals entgegen genommen.
(rv 08.09.05 gs)








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