Es ist eine kleine Sensation: In Nordkorea hat das erste kirchliche Krankenhaus seine
Pforten geöffnet. Es steht unter Verantwortung der Benediktiner, genauerhin der Missionsbenediktiner
von Sankt Ottilien. Ganz offiziell ist die Klinik zwar keine kirchliche Einrichtung,
weil sie jetzt als nordkoreanisches Haus, also staatliches, läuft, aber immerhin.
Und im englischen Titel steht auch „katholisch“ drin. Federführend bei dieser Aktion
ist der Benediktiner-Abtprimas Notker Wolf, ehemaliger Erzabt von Sankt Ottilien.
Er sagt, man müsse einfach an ein Projekt wie das kirchlichen Krankenhaus im kommunistischen
Staat glauben, dann könne man viel erreichen: "Wir sind als Touristen eingereist.
Wir hatten einen Äbteversammlung 1994 in unserer südkoreanischen Abtei - die wir nach
dem Ende des Korea-Krieges aufgemacht hatten. Damals bin ich mit einigen über Peking
nach Nordkorea gefahren. Wir hatten die Möglichkeit, Pjöngjang und Wonsan als Touristen
zu besuchen. Wir wollten wenigstens mal wieder einen Eindruck von diesem Land bekommen
und sehen, was möglich wäre." Dabei sahen die Benediktiner, die schon seit
Anfang des 20. Jahrhunderts in Korea aktiv waren, dass ein Krankenhaus fehle. In der
Volksrepublik China hatten die Missionsbenediktiner bereits ein solches aufgemacht: "Da
haben wir gedacht: probieren wir es hier eben auch mal! Man muss immer wieder was
probieren. Das lief dann über Geschäftsleute, die wir kannten oder die Beziehungen
zu uns hatten und die sowieso mit Nordkorea Geschäfte gemacht haben. Diese haben für
uns die ersten Verhandlungen durchgeführt. Ich selbst fuhr dann ab 1997 fast jedes
Jahr noch einmal nach Nordkorea. Wir hatten aber auch einmal eine nordkoreanische
Delegation nach Sankt Ottilien eingeladenund haben auch dort wieder verhandelt
- und so ist das mit der Zeit gewachsen und entstanden." Das Krankenhaus ist
nun offiziell in nordkoreanischer Hand. Allerdings hat es einen Aufsichtsrat, dessen
Vorsitzender der Benediktiner-Abtprimas ist: "Wir haben auch beraten, dass wir
ausländische Ärzte dorthin bekommen wollen. Wir müssen eine Ambulanz bauen. Außerdem:
In dem Krankenhaus sind jetzt schon mehr Patienten, als Platz für sie wäre. Man schiebt
dort einfach die Betten zusammen, damit man mehr Leute in die Betten bekommen kann...
Das ist alles möglich, in anderen Kulturen..." (rv 29. 8.05 lw)