Tag eins nach dem Weltjugendtag. Der Papst und auch die meisten Pilger sind abgereist.
Fazit ziehen ist angesagt, zum Beispiel auch in der abschließenden Pressekonferenz
heute Morgen. Zufrieden saßen sie da nebeneinander: der Vorsitzende der deutschen
Bischofskonfenz, Kardinal Karl Lehmann, Jugendbischof Franz-Josef Bode, der Generalsekretär
des Weltjugendtags, Heiner Koch, und der Gastgeber, Kölns Erzbischof und Kardinal
Joachim Meisner. Der sprudelt vor Glück: "Ich bin wirklich glücklich. Ich merke
jetzt schon, dass ich langsam Entzugserscheinungen bekomme. Die Spannung ist weg,
und ich habe meinem Sekretär gesagt, was mach' ich denn mit der vielen Freizeit, die
jetzt auf mich zukommt. Unsere Stadt Köln war geprägt von einem sympathischen Chaos,
mit diesen vielen Menschen, und ich kann ihnen sagen, dass es nicht noch mehr Pannen
gab hat mich eigentlich gewundert." Seit Dienstag vergangener Woche schwebte
Meisner auf Wolke sieben. Jahrelang hatte er sich auf den Weltjugendtag gefreut, dem
Papst ist er dann tagelang nicht von der Seite gewichen, immer mitten drin im Jubel.
Doch das größte Christentreffen auf deutschem Boden soll keine Eintagsfliege sein,
sagt Meisner: "Das darf hier nicht ein Event sein - der Papst ist weg und jetzt
geht's im gewohnten Trott weiter." Köln hat Impulse gesetzt, sagt auch Jugendbischof
Bode. Welche, das gilt es jetzt auch ganz rational zu analysieren: "Wir müssen
jetzt Köln, das Erleb.nis von Köln eingemeinden in unsere Gemeinden, in unsere Gruppen,
in unsere Jugendpastoral, damit das, was hier geschehen ist auch weiter wirksam ist.
Das ist wirklich Aufgabe auch der Jugendkommission. Ich glaube, dass er Ablauf an
sich schon fast ein jugendpastorales Paradigma ist. Wenn ich die Tage der Begegnung
nehme: dass man überhaupt einmal den Blick weitet auf andere Kulturen hin und die
miteinander in Austausch bringt...Wir nicht nur um uns selbst kreisen..." Freude
am Glauben ist das eine, aber: "Es hat sich gezeigt, Jugend gewinnt Raum in
der Kirche und Kirche gewinnt Raum bei der Jugend. Und das möchte ich weiter fördern
mit all den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die dafür in unserer Jugendarbeit bereit
stehen und das miit großer Freude wollen; weil sie jetzt einmal auch so vernetzt zusammen
gearbeiten haben, werden sie es auch weiter - so hoffe ich jedenfalls - positiv tun." Der
Generalsekretär Heiner Koch ist natürlich zufrieden, sehr sogar. Pannen gab es, gibt
er zu, aber die waren rein organisatorisch: "Wir mussten bei der Verpflegung
nach dem ersten Tag eine Notbremse in der personellen Leitung einlegen, da waren Versprechen
ganz klar nicht eingehalten worden. Das hätte ich mir bei der Vorbereitung nicht gedacht.
Dass das am ersten Tag so lief, habe ich nicht verstanden. Das zweite ist: Am Marienfeld
war die Verkehrsleitung meiner Ansicht nach nicht direktiv. Dass mehr kommen und dass
Jugendliche auch das mittragen können, das ist ok, aber ich glaube da war eine Schwachstelle." Und
der Vorsitzende des deutschen Episkopats? Lehmann ist beindruckt von den Jugendlichen:
"Mich hat eigentlich immer wieder auch fasziniert, besonders in den Gottesdiensten,
dass auf der einen Seite eine überschäumende Herzlichkeit und Fröhlichkeit da war,
und trotzdem ist in den Gottesdiensten eine unglaubliche Ruhe und Stille gewesen,
eine Sammlung, eine Nachdenklichkeit... Das in Balance zu bringen, ist ja nicht einfach
von außen zu befehlen gewesen, das ist aus den jungen Leuten selbst gekommen." In
diesem Ausmaß habe er das vorher nie erlebt, betont Lehmann. Und da geht es ihm wohl
so wie vielen Menschen mit dem Papst. Lehmann kann nur lächeln: "Der Papst hat
einen hervorragenden Eindruck gemacht und vieles weggefegt, was manchmal in unserem
Land in der letzten Zeit im Blick auf sein Bild beschwerlich war. Ich habe mich ja
immer dagegen gewehrt und habe gesagt: 'Der ist nicht so, ich kenne ihn lange genug.'
Er hat jetzt, ich glaube, auf alle, bestechend gewirkt. Und, was mir auch sehr wichtig
erschien, er hat sein Amt, seinen Petrusdienst mit Würde ausgefüllt, aber macht auf
sehr sehr viele Menschen durch sein bescheidenes Auftreten einen positiven Eindruck." (rv
22.08.05 bp)