WJT: Botschaft an Moslems, Terrorismus ist pervers
Benedikt XVI. hat am Abend im Erzbischöflichen Palais in Köln führede Islam-Vertreter
empfangen. In der Vergangenheit hätten sich "die Beziehungen zwischen Christen und
Muslimen nicht immer durch gegenseitige Achtung und durch Verständnis ausgezeichnet",
sagte der Papst vor der 10-köpfigen Delegation. Im Namen der Religion seien Grausamkeiten
begangen worden und diese Fehler dürften nicht wiederholt werden. Gemeinsam müssten
sich Christen und Moslems gegen jede Form von Intoleranz und Gewalt stellen. Terrorismus
sei immer pervers. Hier die Kernsätze aus der nicht-öffentlichen Ansprache: "Ich
bin sicher, auch Ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen, wenn ich unter allen Sorgen
diejenige hervorhebe, die aus dem sich immer weiter ausbreitenden Phänomen des Terrorismus
entspringt. In verschiedenen Teilen der Welt wiederholen sich fortlaufend terroristische
Aktionen, die Tod und Zerstörung verbreiten und viele unserer Brüder und Schwestern
in Kummer und Verzweiflung stürzen. Die Ersinner und Planer dieser Attentate zeigen,
dass sie unsere Beziehungen vergiften wollen. Sie bedienen sich aller Mittel, sogar
der Religion, um jedem Bemühen um ein friedliches, loyales und entspanntes Zusammenleben
entgegenzuwirken. Der Terrorismus, welcher Herkunft er auch sei, ist eine perverse
und grausame Entscheidung… Wenn es uns gemeinsam gelingt, das Hassgefühl aus den Herzen
auszurotten, uns gegen jede Form von Intoleranz zu verwahren und uns jeder Manifestation
von Gewalt zu widersetzen, dann werden wir die Welle des grausamen Fanatismus aufhalten,
die das Leben so vieler Menschen aufs Spiel setzt und den Fortschritt des Friedens
in der Welt behindert. Die Aufgabe ist schwer, aber nicht unmöglich… Liebe Freunde,
ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir, ohne dem negative Druck der Umgebung zu
weichen, die Werte der gegenseitigen Achtung, der Solidarität und des Friedens bekräftigen
müssen. Das Leben jedes Menschen ist heilig, für die Christen wie auch für die Muslime…
Es ist eine Botschaft, die man hören und zu Gehör bringen muß: Würde ihr Widerhall
in den Herzen verstummen, wäre die Welt der Finsternis einer neuen Barberei ausgesetzt… Die
Erfahrung der Vergangenheit lehrt uns, dass sich die Beziehungen zwischen Christen
und Muslimen nicht immer durch gegenseitige Achtung und durch Verständnis ausgezeichnet
haben. Wie viele Seiten der Geschichte verzeichnen Schlachten und Kriege, die auf
der einen wie auf der anderen Seite unter Anrufung des Namens Gottes begonnen wurden,
als ob die Bekämpfung des Feindes und die Tötung des Gegners etwas sein könnte, das
Ihm gefällt! Die Erinnerung an diese traurigen Ereignisse müsste uns mit Scham erfüllen,
denn wir wissen sehr wohl, was für Grausamkeiten im Namen der Religion begangen worden
sind. Die Lektionen der Vergangenheit müssen uns davor bewahren, die gleichen Fehler
zu wiederholen… Die Verteidigung der Religionsfreiheit ist in diesem Sinne ein ständiger
Imperativ, und die Achtung der Minderheiten ein unanfechtbares Zeichen wahrer Zivilisation." (rv
20.08.05 bp)