Deutschland/Vatikan: Alles bereit für Synagogenbesuch
Es wird ein Ereignis, auf das die Welt schauen wird: Papst Benedikt XVI. wird während
seines Deutschlandbesuches auch in die Kölner Synagoge gehen. Der Vorstand der Synagogengemeinde
hatte den Papst gleich nach seiner Wahl eingeladen - und freute sich sehr über Benedikts
Zusage. Schließlich, sagt Michael Rado, einer der vier Vorstandsmitglieder, ist der
Besuch eines Papstes in einem jüdischen Gebetshaus ein großes Zeichen, nachdem Johannes
Paul II. 1986 diesen Schritt zum ersten Mal getan hatte.
"Grundsätzlich
muss man sagen: Überregional, also über Köln und Deutschland hinaus, ist der Besuch
eines Papstes in einer Synagoge ein Fanal, ein Schritt, der allen katholischen Christen
zeigt, dass ihr Oberhaupt, ihre höchste Autorität zu den Juden geht, die er "Fratres
maiores", also "die älteren Brüder" nennt, dass er zu diesen "älteren Brüdern" geht."
Wenn
es jetzt auch noch ein deutscher Papst sei, der eine deutsche Synagoge besuche, dann
bedeute das am Ort noch viel mehr, betont Rado.
"Es
sind ja nun - Gott sei Dank! - diese schreckliche Shoah und der Holocaust nicht auf
einen zu diesem Zeitpunkt herrschenden christlichen Antisemitismus zurückzuführen,
sondern auf einen politisch gewollten - anders als das etwa zu Zeiten der Kreuzzüge
war. Aber dass ein deutscher Papst in eine deutsche Synagoge geht, das ist ein Zeichen,
das vor allem gefühlsmäßig einen außerordentlich positiven Anklang findet."
Die
diplomatischen Verstimmungen zwischen Vatikan und Israel in den letzten Wochen seien
"unglücklich", sagt Rado - sie ändern an der positiven Erwartung der jüdischen Gemeinde
Kölns nichts.
"Wir sind der Ansicht, dass der Papst ein Mann ist, der gegen
jeden Terror ist, und zwar ohne Einschränkung. Dann hat er eine Rede mit einer Aufzählung
gehalten, von der wir glauben, dass sie nicht abschließend war. Er hat einfach ein
paar Orte genannt, er hat Israel mit Natanya nicht genannt, aber er hat nach meinem
Kenntnisstand auch den Sudan nicht genannt, wo zur Zeit auch große Probleme sind.
Also: Er hat mit Sicherheit keine abschließende Aufzählung gegeben. Auf der anderen
Seite - wenn man gerade betroffen ist, wenn das gerade vor der Haustür passiert ist
und der Terror überall angeprangert wird, aber der gerade nicht, dann verstehe ich
wohl, dass man sagt: Das ist zu wenig. Diese diplomatischen Verwicklungen sind aber
kein Problem, das uns primär tangiert."