2005-07-30 12:46:47

Vatikan/Israel: Franziskanerpater: "Da steckt was anderes dahinter!"


Als unangemessen und absurd hat Kardinal Ersilio Tonini die israelischen Angriffe gegen den Vatikan und den Papst bezeichnet. Es sei unglaublich, wie die Riesenschritte der vergangenen 40 Jahre in den vatikanisch-jüdischen Beziehungen in wenigen Tagen nahezu zerstört würden, sagte der Kardinal in einem
Interview mit dem "Corriere della Sera". Der Kardinal unterstrich die gewachsenen Beziehungen besonders unter dem Pontifikat Johannes Pauls - angefangen vom Synagogenbesuch des Papstes mit der Bezeichnung "ältere Brüder" bis hin zum Besuch der Klagemauer. Er sei "sprachlos" angesichts der Vorwürfe aus Israel. Unterdessen hat der römische Oberrabbiner seine Besorgnis über die diplomatische Krise zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl geäußert. In einem Interview sagte Riccardo di Segni, die Diskussion um die Nichterwähnung Israels bei einer Aufzählung von Terrorakten durch Papst Benedikt sei "für beide Seiten nur schädlich". Als religiöser Führer sei er über den eskalierenden Streit sehr besorgt und hoffe, dass die Angelegenheit so schnell wie möglich gestoppt werden könne - der Oberrabbiner unterstrich, er hoffe, das geschehe vor dem Besuch von Papst Benedikt in der Kölner Synagoge in wenigen Wochen. Unterdessen hat ein ehemaliger Botschafter Israels, Sergio Minervi, in einem Interview dem Heiligen Stuhl vorgeworfen, teilweise auf Seiten der Araber und da insbesondere der Palästinenser stehen zu wollen.
Was aber steckt hinter der diplomatischen Krise? Der zur Heilig Land-Provinz gehörende und in Israel geborene Franziskanerpater und Kirchenrechter David Maria Jaeger sagt, die Aufregung um die Worte des Papstes seien nur vorgeschützt:

 
"Beamte im israelischen Außenministerium waren zu einer Konferenz für Verhandlungen mit dem Heiligen Stuhl nicht genügend vorbereitet, das am 25. Juli stattfinden sollte. Aber weil die Verhandlungen so lang schleiften - und sie ließen sie schleifen! - waren es ihnen, ums einfach zu sagen, peinlich, dass sie immer noch nicht fertig waren! Sie schauten sich den Text der Papstansprache zum Angelus an und dachten, dass sie eine wunderschönen Grund hätten, die Krise zu erfinden und die Gespräche abzusagen. Genau das haben sie nämlich gemacht! Danach aber ging das Ganze nach dem Schneeballsystem - und wir sind hier nahe zu diesen Sachen. Wir wissen genau, wie es lief!"


Das könnte alles sehr einfach gelöst werden, meint Pater Jäger. Seiner Meinung nach könnte der Regierungschef, Premierminister Ariel Sharon, die Sache ganz leicht stoppen:


"Ich bin nämlich absolut sicher, dass der Premierminister über all diese Geschichte überhaupt nichts gewusst hat, dass der Regierungschef vollkommen im Dunkeln gehalten wurde. Denn der Premierminister ist es ja, der Präsident Bush und dessen Regierung vor etwa zwei Jahren versprochen hatte, die Beziehungen zum Heiligen Stuhl zu beschleunigen und voranzubringen und so die Vereinbarung mit dem Heiligen Stuhl zu erreichen, die sie mit ihm erreichen müssen. Es ist nun Aufgabe des Regierungschefs eine vorbehaltlose Entschuldigung gegenüber dem amtierenden Papst und seinem Vorgänger seligen Angedenkens zu veröffentlichen."
(rv 30. 7. 05 lw)








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