In scharfer Form hat der Vatikan Kritik aus Israel zurückgewiesen. Bei dem Streit
geht es um israelische Vorwürfe, dass Papst Benedikt und auch schon sein Vorgänger
Johannes Paul zu Terror-Anschlägen in Israel geschwiegen hätten, statt sie zu verurteilen.
Von "Vorwänden" und von "unfundierten Erklärungen" spricht der Vatikanische Pressesaal
in einer Note von gestern Abend, die in ihrer Schärfe ihresgleichen sucht. Schon Johannes
Paul II. habe immer wieder öffentlich jede Form von Terrorismus verurteilt - und immer
wieder auch Attentate in Israel. Auch der neue Papst sei als Gegner jedweder Gewalt
bekannt. Allerdings sei es dem Vatikan nicht immer möglich, Terroranschläge in Israel
zu verurteilen. Oft führten solche Anschläge nämlich zu "sofortigen israelischen Reaktionen,
die nicht immer im Einklang mit dem Völkerrecht" stünden. O-Ton Vatikan: "Es wäre
deswegen unmöglich gewesen, Ersteres zu verurteilen und Letzteres mit Schweigen zu
übergehen." So wie der Staat Israel sich verständlicherweise nicht von anderen
vorschreiben lasse, was er zu sagen habe, so könne auch der Papst keine Belehrungen
oder Anordnungen akzeptieren, wie er sich zu äußern oder nicht zu äußern habe. Das
Vatikan-Statement bekräftigt auch noch einmal die - so wörtlich - "unveräußerlichen
Rechte des palästinensischen Volkes". Der Streit zwischen Israel und dem Vatikan
kam auf, als Tel Aviv dagegen protestierte, dass Benedikt XVI. das Land in einer Angelus-Ansprache
nicht als Terror-Opfer erwähnt hatte. Das Außenministerium bestellte zum Protest sogar
den vatikanischen Nuntius ein. Der scharfe Ton der Vatikan-Erklärung ist ungewöhnlich.
In Deutschland stellte sich der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel,
gestern vor Bekanntwerden des Vatikan-Statements hinter die Position Israels. Er werde
den Papst fragen, warum er zu Terror-Anschlägen in Israel schweige, so Spiegel. (rv
29.07.05 sk)