2005-07-22 12:10:31

D: Terrorismus-Experte, "Anschlag auf WJT unwahrscheinlich"


Nach den neuen Bomben in London ist die Weltöffentlichkeit schockiert. Nur technisches Versagen - so viel scheint jetzt klar zu sein - hat eine größere Katastrophe verhindert. Wir haben Rolf Tophoven vom Essener "Institut für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik" um eine Einschätzung gebeten:
"Offensichtlich liegt hier ein taktischer Wandel vor, sollte die jüngste Aktion gestern einen Al Quaida-Hintergrund haben. Der taktische Wandel könnte darin liegen, dass die Terroristen jetzt nicht mehr in längeren Abschnitten Bomben zünden und Massaker begehen, sondern dass sie in kürzeren Abständen operieren, um beispielsweise eine Großstadt wie London lahmzulegen, die Infrastruktur unserer großen Städte zu treffen und psycholgisch eine Schockwirkung über eine ganze Stadt zu legen."
In ganz Europa herrscht jetzt erhöhte Alarmbereitschaft, Politiker von Nord bis Süd beschließen neue Sicherheitsmaßnahmen. Vielerorts liegen die Nerven blank. In der Londoner U-Bahn haben heute Polizisten einen Mann erschossen. Er soll einer der Täter von gestern gewesen sein. Unterdessen fragen sich - nicht nur in Deutschland - jetzt viele: Muss man mit einem Anschlag auf die Massenveranstaltung Weltjugendtag rechnen, mit Bomben gegen Benedikt XVI.? Dazu noch einmal der Terrorismus-Experte Tophoven:

"Dass ein terroristischer Anschlag aus der Sicht militanter Moslems geschehen könnte, das ist derzeit, ich betone nach der derzeitigen Sicherheitslage eher unwahrscheinlich. Denn das hat taktische Gründe aus der Perspektive der Terroristen. denn dadurch würden sie auch in arabisch-muslimischen Staaten und bei ihren Anhängern die letzten Sympathien verlieren. Es ist nämlich doch ein Unterschied, ob ich Staaten - symbolisiert in den Anschlägen vom 11.September 2001 auf die Twin-Towers - angreife oder ein religiöses Fest, wo hundertausende junger Menschen als Pilger friedlich zusammenkommen. Vor diesem Hintergrund wären also Bomben auch aus der Perspektive der terroristischen politischen Ideologie kontraproduktiv."
(rv 22.07.05 hr)








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