D: Terrorismus-Experte, "Anschlag auf WJT unwahrscheinlich"
Nach den neuen Bomben in London ist die Weltöffentlichkeit schockiert. Nur technisches
Versagen - so viel scheint jetzt klar zu sein - hat eine größere Katastrophe verhindert.
Wir haben Rolf Tophoven vom Essener "Institut für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik"
um eine Einschätzung gebeten: "Offensichtlich liegt hier ein taktischer Wandel
vor, sollte die jüngste Aktion gestern einen Al Quaida-Hintergrund haben. Der taktische
Wandel könnte darin liegen, dass die Terroristen jetzt nicht mehr in längeren Abschnitten
Bomben zünden und Massaker begehen, sondern dass sie in kürzeren Abständen operieren,
um beispielsweise eine Großstadt wie London lahmzulegen, die Infrastruktur unserer
großen Städte zu treffen und psycholgisch eine Schockwirkung über eine ganze Stadt
zu legen." In ganz Europa herrscht jetzt erhöhte Alarmbereitschaft, Politiker
von Nord bis Süd beschließen neue Sicherheitsmaßnahmen. Vielerorts liegen die Nerven
blank. In der Londoner U-Bahn haben heute Polizisten einen Mann erschossen. Er soll
einer der Täter von gestern gewesen sein. Unterdessen fragen sich - nicht nur in Deutschland
- jetzt viele: Muss man mit einem Anschlag auf die Massenveranstaltung Weltjugendtag
rechnen, mit Bomben gegen Benedikt XVI.? Dazu noch einmal der Terrorismus-Experte
Tophoven:
"Dass ein terroristischer Anschlag aus der Sicht militanter
Moslems geschehen könnte, das ist derzeit, ich betone nach der derzeitigen Sicherheitslage
eher unwahrscheinlich. Denn das hat taktische Gründe aus der Perspektive der Terroristen.
denn dadurch würden sie auch in arabisch-muslimischen Staaten und bei ihren Anhängern
die letzten Sympathien verlieren. Es ist nämlich doch ein Unterschied, ob ich Staaten
- symbolisiert in den Anschlägen vom 11.September 2001 auf die Twin-Towers - angreife
oder ein religiöses Fest, wo hundertausende junger Menschen als Pilger friedlich zusammenkommen.
Vor diesem Hintergrund wären also Bomben auch aus der Perspektive der terroristischen
politischen Ideologie kontraproduktiv." (rv 22.07.05 hr)