Nach den Anschlägen von London ist das Thema dieser Tage: Wie kann islamistischer
Terror wirksam bekämpft werden? Wie können wir verhindern, dass es morgen in Berlin,
Paris oder Rom zu ähnlichen blutigen Attentaten auf unschuldige Zivilisten kommt?
Europäische Politiker versuchen den Schulterschluss mit moderaten Moslem-Führern.
Tony Blair und britische Muslime beschlossen gestern eine Zusammenarbeit gegen den
Terror. Und beim kommenden Freitagsgebet soll in den britischen Moscheen eine Fatwa
verlesen werden, die "den Terror als pervertierte Ideologie" verurteilt. Wir haben
den Islam-Experten Justo Lacunza, den Präsidenten des Päpstliches Instituts für Islamstudien
, um eine Erklärung gebeten - welchen Wert hat so eine Fatwa? "Dreierlei. Zunächst
einmal ist sie ein religiöses Edikt, also etwas Rechtliches. Dann verbindet sie die
Moslems in einem bestimmten geografischen Gebiet oder in einer Nation und gilt für
eine bestimmte Zeit - so wie das jetzt in Großbritannien geschieht. Und schließlich
ist so eine Fatwa meist langfristig angelegt, wenn es eben um Dinge geht, die die
Gesellschaft als solche betreffen und - wie der Terrorismus- über Monate oder Jahre
ein Problem darstellen." Im konkreten Fall sagt die Fatwa das Folgende aus,
unterstreicht Pater Lacunza: "Sie unterstreicht, dass der Islam gegen jeden
Akt der Gewalt ist - vor allem dann, wenn sie sich gegen Personen oder gesellschaftliche
Gruppen richtet. Denn nach der Lehre des Islams ist das Leben heilig. Speziell für
das Zusammenleben in multikulturellen und multireligiösen Gesellschaften ist sie
eine Aufforderung, zusammen etwas aufzubauen und jede Form von Gewalt und Hass zu
verbannen, vor allem solche, die sich auf Religion berufen." (rv 20.07.05
hr)