Vatikan: Papst hofft auf Besserung der Zustände in Simbabwe
Papst Benedikt XVI. hat die Hoffnung auf Besserung der Verhältnisse in Simbabwe geäußert.
Die letzten Wahlen hätten ein Fundament für nationale Versöhnung und moralischen Wiederaufbau
des Landes gelegt, so der Papst vor den Bischöfen aus Simbabwe, die gerade zu ihrem
Ad-Limina-Besuch in Rom sind: "Ich bin froh über den bedeutungsvollen Beitrag,
den ihr in eurer Gemeinsamen Erklärung von letztem Jahr den katholischen Gläubigen
und all den anderen Bürgern angeboten habt. Wie ihr in dieser Erklärung richtig bemerkt
habt, erfordert die Verantwortung für das Gemeinwohl, dass alle Mitglieder des politischen
Miteinander zusammenarbeiten, um feste moralische und spirituelle Wurzeln für die
Zukunft der Nation zu legen. Durch die Veröffentlichung eurer Erklärung und euren
jüngsten Hirtenbrief 'Der Schrei der Armen' habt ihr selbst die Weisheit des Evangeliums
und das reiche Erbe der Soziallehre der Kirche beigebracht, um auf dem Denken und
dem praktischen Urteil der Gläubigen sowohl im Alltagsleben als auch in ihren Anstrengungen,
als aufrichtige Mitglieder der Gesellschaft zu leben, aufzubauen." Der Papst
unterstrich auch das aktive kirchliche Leben "trotz der Schwierigkeiten der momentanen
Situation". Vor dem Botschafter Simbabwes hatte der Papst erst vor kurzem darauf gedrängt,
das südafrikanische Land solle die Menschenrechte beachten. Simbabwe wird vom Diktator
Robert Mugabe regiert, der erst vor wenigen Wochen im Rahmen seiner grausamen "Clean
Up"-Aktion unzählige Slums und Barackenviertel einfach radikal niederreißen ließ.
Eine unmenschliche Aktion, beklagt Erzbischof Pius Ncube von Bulawayo, einer der bekanntesten
Gegner des Diktators und zur Zeit eben auf Ad Limina-Besuch in Rom. Er sagt, die Regierung
hätte niemals so verfahren dürfen: "Zuerst einmal hätten sie die Leute vorwarnen
sollen und nicht sie einfach hinauswerfen ohne jegliche Warnung, wie sie es taten.
Sie hätten sie zwei oder drei Jahre vorher vorwarnen müssen! Zweitens ihnen helfen!
Das heißt, ihnen Land zu zeigen, auf dem sie leben können. Drittens: Ihnen etwas Geld
zur Verfügung stellen, damit sie von irgendetwas anfangen können. Man kann nicht einfach
alles abreißen und die Leute ohne irgendetwas lassen, mit dem sie leben können. Das
ist absolut teuflisch, was die getan haben! Außerdem hätten sie den Leuten wenigstens
beim Transport helfen müssen, dass sie sich fortbewegen können. Einige von denen mussten
200 Kilometer von einer Stadt weg! Es ist teuer, Hab und Gut zu transportieren, besonders
da Simbabwe eine Inflationsrate von 400 Prozent hat!" Die einstige Kornkammer
Simbabwe wurde in den letzten Jahren zu einem Land, in dem nach Angaben von Hilfsorganisationen
über fünf Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind. Grund ist vor
allem die so genannte "Landreform" von Diktator Mugabe, bei der er nicht nur die weißen
Farmer von ihren Besitztümern vertrieb. Erzbischof Ncube sagt, schlimm sei das nach
außen propagierte, angebliche Lebensmittelprogramm: "Da gibt es kein wirkliches
Programm. Mugabe hat dieses Land geklaut und seinen Freunden gegeben. Aber diese seine
Freunde haben keine Ahnung von Landwirtschaft. Traktoren sind verschwunden. Pumpen
und Rohre wurden gestohlen, die ganze Einrichtung ist gestohlen. Diese Farmen produzieren
keine Nahrung!" Die EU hat nach den "Säuberungsaktionen" in den Slums erneut
Sanktionen gegen Simbabwe verhängt. Die Vorwürfe gegen Mugabe lassen sich kaum mehr
zählen und klingen wegen der Unüberlegtheit und Grausamkeit des Handelns fast irreal,
einfach unglaublich. Sind sie aber ganz und gar nicht, sagt Erzbischof Ncube: "Das
sind keine Vorwürfe! Das ist Realität. Wir haben hier Leben verloren. Mugabe macht
seine Politik auf Kosten der Menschen. Hier verhungern Menschen, weil Mugabe die Nahrungsmittelhilfe
stoppte. Die Menschen haben keinen Platz in den Städten, wo sie hingehen könnten,
denn Mugabe nahm ihnen ihren Besitz, hat ihre Güter beschlagnahmt, hat ihre Häuser
niedergerissen. Die Leute sind traumatisiert! Er hat Gesetze durchgebracht - zum Beispiel
dürfen sich in Simbabwe nicht mehr als zwei Leute treffen, ohne dass sie eine polizeiliche
Genehmigung dafür haben. Er hat Zeitungen verboten. Es gibt kein unabhängiges Radio
in Simbabwe. Alle Fernseh- und Radiostationen sowie die Zeitungen sind staatlich kontrolliert.
Er hat hinbekommen, dass all jene, die gegen ihn aufstehen, eingeschüchtert werden,
es werden Lügen über sie erzählt... Er hat seine Unterstützer gegen diese mobilisiert!
Jetzt hat er auch noch durchs Parlament gebracht, Nichtregierungsorganisationen zu
verbieten, den Menschen Nahrung zu geben. Mugabe hat das Gesetz nur wegen des großen
Protests von Kirchen nicht unterzeichnet. Sprechen wir also nicht von möglichem Machtmissbrauch
oder Behauptungen! Es ist wirklich Machtmissbrauch. Und Mugabe hat Menschen getötet.
20000 allein 1983 und 1984!" Vor wenigen Tagen hatte Erzbischof Ncube erst
in einem Fernsehinterview gefordert, die Vereinten Nationen sollten Diktator Mugabe
vor ein internationales Gericht stellen. Und immer wieder rief er zu einer friedlichen
Revolution auf. Das wiederholt er auch wieder gegenüber Radio Vatikan: "Ich
möchte eine friedliche Revolution. Wie das, was in den Philippinen geschah. Dort kamen
die Leute zusammen und beteten den Rosenkranz auf der Straße knieend. Und sie baten
um den Niedergang des Diktators. Ferdinand Marcos rief damals die Armee - und die
Armee sagte: Herr Präsident, wir werden nicht auf unsere Mütter und Schwestern schießen
- es waren damals vor allem Frauen, die beteten. Und er trat zurück. Wenn die Leute
in Simbabwe genug wären und aufstünden - der Mann würde einfach gehen. Aber sie haben
so viel Angst!"