2005-07-02 12:41:18

Vatikan: Papst hofft auf Besserung der Zustände in Simbabwe


Papst Benedikt XVI. hat die Hoffnung auf Besserung der Verhältnisse in Simbabwe geäußert. Die letzten Wahlen hätten ein Fundament für nationale Versöhnung und moralischen Wiederaufbau des Landes gelegt, so der Papst vor den Bischöfen aus Simbabwe, die gerade zu ihrem Ad-Limina-Besuch in Rom sind:
"Ich bin froh über den bedeutungsvollen Beitrag, den ihr in eurer Gemeinsamen Erklärung von letztem Jahr den katholischen Gläubigen und all den anderen Bürgern angeboten habt. Wie ihr in dieser Erklärung richtig bemerkt habt, erfordert die Verantwortung für das Gemeinwohl, dass alle Mitglieder des politischen Miteinander zusammenarbeiten, um feste moralische und spirituelle Wurzeln für die Zukunft der Nation zu legen. Durch die Veröffentlichung eurer Erklärung und euren jüngsten Hirtenbrief 'Der Schrei der Armen' habt ihr selbst die Weisheit des Evangeliums und das reiche Erbe der Soziallehre der Kirche beigebracht, um auf dem Denken und dem praktischen Urteil der Gläubigen sowohl im Alltagsleben als auch in ihren Anstrengungen, als aufrichtige Mitglieder der Gesellschaft zu leben, aufzubauen."
Der Papst unterstrich auch das aktive kirchliche Leben "trotz der Schwierigkeiten der momentanen Situation". Vor dem Botschafter Simbabwes hatte der Papst erst vor kurzem darauf gedrängt, das südafrikanische Land solle die Menschenrechte beachten. Simbabwe wird vom Diktator Robert Mugabe regiert, der erst vor wenigen Wochen im Rahmen seiner grausamen "Clean Up"-Aktion unzählige Slums und Barackenviertel einfach radikal niederreißen ließ. Eine unmenschliche Aktion, beklagt Erzbischof Pius Ncube von Bulawayo, einer der bekanntesten Gegner des Diktators und zur Zeit eben auf Ad Limina-Besuch in Rom. Er sagt, die Regierung hätte niemals so verfahren dürfen:
"Zuerst einmal hätten sie die Leute vorwarnen sollen und nicht sie einfach hinauswerfen ohne jegliche Warnung, wie sie es taten. Sie hätten sie zwei oder drei Jahre vorher vorwarnen müssen! Zweitens ihnen helfen! Das heißt, ihnen Land zu zeigen, auf dem sie leben können. Drittens: Ihnen etwas Geld zur Verfügung stellen, damit sie von irgendetwas anfangen können. Man kann nicht einfach alles abreißen und die Leute ohne irgendetwas lassen, mit dem sie leben können. Das ist absolut teuflisch, was die getan haben! Außerdem hätten sie den Leuten wenigstens beim Transport helfen müssen, dass sie sich fortbewegen können. Einige von denen mussten 200 Kilometer von einer Stadt weg! Es ist teuer, Hab und Gut zu transportieren, besonders da Simbabwe eine Inflationsrate von 400 Prozent hat!"
Die einstige Kornkammer Simbabwe wurde in den letzten Jahren zu einem Land, in dem nach Angaben von Hilfsorganisationen über fünf Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind. Grund ist vor allem die so genannte "Landreform" von Diktator Mugabe, bei der er nicht nur die weißen Farmer von ihren Besitztümern vertrieb. Erzbischof Ncube sagt, schlimm sei das nach außen propagierte, angebliche Lebensmittelprogramm:
"Da gibt es kein wirkliches Programm. Mugabe hat dieses Land geklaut und seinen Freunden gegeben. Aber diese seine Freunde haben keine Ahnung von Landwirtschaft. Traktoren sind verschwunden. Pumpen und Rohre wurden gestohlen, die ganze Einrichtung ist gestohlen. Diese Farmen produzieren keine Nahrung!"
Die EU hat nach den "Säuberungsaktionen" in den Slums erneut Sanktionen gegen Simbabwe verhängt. Die Vorwürfe gegen Mugabe lassen sich kaum mehr zählen und klingen wegen der Unüberlegtheit und Grausamkeit des Handelns fast irreal, einfach unglaublich. Sind sie aber ganz und gar nicht, sagt Erzbischof Ncube:
"Das sind keine Vorwürfe! Das ist Realität. Wir haben hier Leben verloren. Mugabe macht seine Politik auf Kosten der Menschen. Hier verhungern Menschen, weil Mugabe die Nahrungsmittelhilfe stoppte. Die Menschen haben keinen Platz in den Städten, wo sie hingehen könnten, denn Mugabe nahm ihnen ihren Besitz, hat ihre Güter beschlagnahmt, hat ihre Häuser niedergerissen. Die Leute sind traumatisiert! Er hat Gesetze durchgebracht - zum Beispiel dürfen sich in Simbabwe nicht mehr als zwei Leute treffen, ohne dass sie eine polizeiliche Genehmigung dafür haben. Er hat Zeitungen verboten. Es gibt kein unabhängiges Radio in Simbabwe. Alle Fernseh- und Radiostationen sowie die Zeitungen sind staatlich kontrolliert. Er hat hinbekommen, dass all jene, die gegen ihn aufstehen, eingeschüchtert werden, es werden Lügen über sie erzählt... Er hat seine Unterstützer gegen diese mobilisiert! Jetzt hat er auch noch durchs Parlament gebracht, Nichtregierungsorganisationen zu verbieten, den Menschen Nahrung zu geben. Mugabe hat das Gesetz nur wegen des großen Protests von Kirchen nicht unterzeichnet. Sprechen wir also nicht von möglichem Machtmissbrauch oder Behauptungen! Es ist wirklich Machtmissbrauch. Und Mugabe hat Menschen getötet. 20000 allein 1983 und 1984!"
Vor wenigen Tagen hatte Erzbischof Ncube erst in einem Fernsehinterview gefordert, die Vereinten Nationen sollten Diktator Mugabe vor ein internationales Gericht stellen. Und immer wieder rief er zu einer friedlichen Revolution auf. Das wiederholt er auch wieder gegenüber Radio Vatikan:
"Ich möchte eine friedliche Revolution. Wie das, was in den Philippinen geschah. Dort kamen die Leute zusammen und beteten den Rosenkranz auf der Straße knieend. Und sie baten um den Niedergang des Diktators. Ferdinand Marcos rief damals die Armee - und die Armee sagte: Herr Präsident, wir werden nicht auf unsere Mütter und Schwestern schießen - es waren damals vor allem Frauen, die beteten. Und er trat zurück. Wenn die Leute in Simbabwe genug wären und aufstünden - der Mann würde einfach gehen. Aber sie haben so viel Angst!"







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