"Die Beziehung zwischen religiöser und staatlicher Autorität in jüdischen und christlichen
Traditionen". Über dieses Thema haben sich in den letzten Tagen Vertreter des Vatikans
und des Großrabbinats von Israel unterhalten. Zum fünften Mal fand bereits dieses
Treffen der beiden Dialogkommissionen statt. Ergebnis: Eine knappe, aber deutliche
gemeinsame Erklärung. Religiöse Werte sind für das Wohl des Einzelnen und des Staates
von Bedeutung, heißt es da. Leben und Würde eines jeden müssen vom Staat respektiert
werden. Und: Die Demokratie muss geschützt werden, wobei die Gesellschaft vor übertriebenem
Individualismus und ähnlichem bewahrt werden muss. Bei den Gesprächen blieb man dabei
nicht nur auf der Oberfläche, betont Pater Norbert Hofmann von der vatikanischen Kommission
für den Dialog mit dem Judentum: "Die konkrete Situation in Israel war auch
ein Thema unter diesem Aspekt, allerdings ging es da eher um die christliche Minderheit
in einem jüdischen Staat. Da gibt es ja ganz verschiedene Probleme, also dass die
Minderheitenrechte gewährleistet und garantiert sind. Es leben ja auch in der jüdischen
Diaspora Juden in der Minderheit in Deutschland, in Italien. Auch diese haben ein
Recht darauf, gehört zu werden, ein Recht, in der Gesellschaft ihren bestimmten Platz
zu haben." Dabei ist die gemeinsame Erklärung, die als Ergebnis hinter dem
Treffen steht, durchaus mehr als nur eine Willenserklärung, unterstreicht der Salesianerpater: "Man
muss auch hinter die Dinge schauen. Wichtig ist, dass da eine Atmosphäre der Freundschaft
und des Vertrauens entstanden ist und dass man auch sehr offen miteinander umgehen
kann. Zum ersten Mal wurde zum Beispiel ganz deutlich darüber gesprochen, dass die
christliche Minderheit Schwierigkeiten in einem jüdischen Staat Schwierigkeiten hat.
Oder wie das Christentum in Israel dargestellt ist; zum Beispiel in jüdischen Schulbüchern
taucht kaum das Christentum auf. Wenn es dargestellt wird, dann wird es oft negativ
dargestellt. In der Erziehung, denke ich, sollte der jüdische Staat da noch Anstrengungen
machen, das Christentum besser zu repräsentieren." Und da ist die Erklärung
wichtig, meint Pater Hofmann. Wenn auch der Staat natürlich durch diesen Text nicht
gebunden ist: Rabbiner seien in Israel alle Staatsangestellte - und da sei doch ein
direkter Kanal gegeben. (rv 30. 6. 05 lw)