Nur durch eine Besinnung auf seine christlichen Werte kann Europa auch in Zukunft
eine wichtige Rolle auf der internationalen Bühne spielen. Das sagte der Präsident
des päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Walter Kasper, auf einem Kongress bei Udine
zum Thema "Der gemeinsame Weg der Völker, Kulturen, Religionen und Christen im Okzident". Wenn
Europa seine antiken Wurzeln weiter verleugnet, werde es zum bloßen Spielball anderer
Mächte, sagte Kardinal Kasper vor 400 Zuhörern. Denn die europäische Identität sei
durch die jüngste Erweiterung gefährdet worden, so Kasper weiter. Die EU gleiche momentan
einer großen Baustelle, deren künftiges Profil nicht erkennbar sei. "Die aktuelle
Krise Europas besteht darin, dass sich die Europäische Union erweitert hat, aber dadurch
ihre Identität unklarer geworden ist", so der Kardinal wörtlich. Die Völker Europas
müssten daher ihre gemeinsamen - eben christlichen - Wurzeln wiederentdecken, betonte
Kasper. Das sei kein leichter Prozess, denn er bringe eine Konfrontation mit der säkularisierten
Kultur und den modernen Wissenschaften mit sich. Laut Kasper ergeben sich dabei vor
allem zwei Herausforderungen. Erstens müsse die Kirche in Europa den interreligiösen
Dialog, vor allem mit dem Islam, und die Ökumene weiter vorantreiben. Und zweitens
müsse die Politik sich auf grundsätzliche Werte wie den Schutz des Lebens, der Menschenwürde
und die Gerechtigkeit besinnen.