Papst Benedikt XVI. hat seinen ersten Staatsbesuch absolviert - und zwar in Italien.
Heute Morgen gegen 10 Uhr 30 holte Italiens Außenminister Gianfranco Fini den Papst
an der Staatsgrenze am Petersplatz ab und geleitete ihn mit Auto- und Reitereskorte
bis zum Quirinalspalast. An der Piazza Venezia stoppten die Delegationen kurz für
einen Händedruck mit dem römischen Bürgermeister Walter Veltroni. Dann empfing Italiens
Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi Benedikt XVI., und zwar an dem Ort, der bis zum
Ende des Kirchenstaates 1870 der Verwaltungssitz der Päpste war. Benedikt versicherte
der Stadt Rom und dem italienischen Volk, sich mit aller Kraft "für das religiöse
und das zivile Wohl" der Menschen einzusetzen. Er spielte auch auf die Kontroversen
um das gescheiterte Bioethik-Referendum Italiens an:"Eine gesunde Laizität des
Staates ist legitim, aufgrund derer die zeitlichen Realitäten nach ihren eigenen Regeln
verwaltet werden. Sie dürfen nur nicht die ethischen Bezüge ausschließen, die ihre
letzte Begründung in der Religion haben. Die Autonomie des zeitlichen Bereichs schließt
eine innere Harmonie mit den höheren und komplexen Bedürfnissen nicht aus, die von
einer integralen Sicht des Menschen und seines ewigen Zieles herkommen." Italien
hat eine große Vergangenheit, sagte Benedikt, und daher auch eine große Verantwortung: "Es
ist mein Wunsch, dass das italienische Volk das christliche Erbe nicht nur nicht leugnet,
das ein Teil seiner Geschichte ist, sondern dass es dieses eifersüchtig schützt und
auch heute noch Früchte bringt, die der Vergangenheit würdig sind. Ich hege das Vertrauen,
dass Italien unter der weisen und beispielhaften Führung derer, die dazu berufen sind,
es zu regieren, fortfährt, in der Welt seine zivilisatorische Sendung zu erfüllen.
Darin hat es sich im Lauf der Jahrhunderte so sehr ausgezeichnet. Kraft seiner Geschichte
und Kultur kann Italien einen sehr wertvollen Beitrag besonders für Europa leisten.
Es kann dabei helfen, jene christlichen Wurzeln wieder zu entdecken, die ihm erlaubten,
in der Vergangenheit groß zu sein. Diese Wurzeln können auch heute noch die tiefe
Einheit des Kontinents begünstigen." Der Papst hob das große karitative Engagement
der Kirche in Italien hervor und betonte erneut den Schutz der Familie - auch in der
italienischen Verfassung. „Ich möchte das Problem des Schutzes der Familie, die
auf die Ehe gegründet ist, ansprechen, genauso das Problem der Verteidigung des menschlichen
Lebens von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende und schließlich das Problem
der Erziehung und daher auch der Schule, dem unverzichtbaren Übungsplatz für die Ausbildung
der neuen Generationen. Die Kirche sieht […] in der Familie einen sehr wichtigen Wert,
der vor jedem Angriff geschützt werden muss, der ihre Stabilität beeinträchtigen und
ihre Existenz in Frage stellen will. Im menschlichen Leben sieht die Kirche sodann
ein grundlegendes Gut, das über allen steht, und fordert deshalb, dass es als ganzes
in seinem Anfang und wie an seinem Ende berücksichtigt werde, wobei sie natürlich
auch die Wichtigkeit von entsprechenden palliativen Behandlungen unterstreicht, die
den Tod menschlicher machen. Was die Schule angeht, […] kann ich nicht anders, als
der Hoffnung Ausdruck zu verleihen, dass das Recht der Eltern zu einer freien Wahl
der Erziehung respektiert wird, ohne deshalb eine weitere Last von größeren Schwierigkeiten
tragen zu müssen.“ (rv 24.06.05 bp/eg)