2005-06-21 10:50:35

Vatikan: EU sollte Selbstkritik üben


Die Europäische Union sollte Selbstkritik üben - und so der um sich greifenden Anti-Europa-Stimmung den Wind aus den Segeln nehmen. Dazu rät die italienische Zeitschrift "Civiltà Cattolica" in ihrer jüngsten Ausgabe. Die Artikel des Jesuiten-Blattes werden im vatikanischen Staatssekretariat gegengelesen; der Vatikan steht also hinter dem Aufruf an die EU zur Selbstkritik.

"Die Europäische Union muss jetzt nach den Vereinbarungen der geltenden Verträge weiter regiert werden", fordert der Leitartikel. Das heißt: Nein zu einem Stillstand Europas. Nach der Ablehnung der Verfassung in Frankreich und den Niederlanden sei die EU stark angeschlagen. Aber, so die halbamtliche Zeitschrift des Vatikans, "wir stehen noch nicht vor dem Untergang oder der Auflösung der Europäischen Union, auch wenn großes Misstrauen herrscht. Vor allem muss die anti-europäische Stimmung vermieden werden, die besonders durch das Nein in Frankreich und den Niederlanden in allen europäischen Ländern starken Aufwind bekam." Würde sich diese Stimmung weiter verbreiten, so könnte dies zum "Selbstmord" Europas führen, wird gewarnt. Der Artikel fährt fort: "Die Europäische Union kann und darf nicht demontiert werden. Vielmehr muss man ihr helfen, geduldig und beständig zu wachsen." Dazu gehörten - ein Wink mit dem Zaunpfahl - "jene ethischen Werte und Fundamente, die der europäischen Wirklichkeit am besten entsprechen." Der Aufsatz erschien noch vor dem Scheitern des EU-Gipfels von Brüssel. Die Vatikan-Warnung vor einem "Selbstmord" Europas klingt dadurch eher noch dringender.

Die "Civiltà Cattolica" spricht sich auch deutlich gegen einen Beitritt der Türkei zur EU aus. Es stimme zwar, dass das Osmanische Reich über einen großen Teil Europas geherrscht habe; die Kultur des Kontinents habe es aber nicht bereichert. Der Beitritt würde das Gleichgewicht in der EU zerstören, warnt das Blatt.

(pm/zenit 21.06.05 sk)







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