2005-06-21 12:57:22

Philippinen: Kardinal Sin gestorben


Kardinal Jaime Sin, der ehemalige Erzbischof von Manila, ist tot. Der 76jährige erlag in den frühen Morgenstunden einer langen Krankheit. "Der Kardinal hat lange gelitten, es war Zeit für ihn, zu Gott zu gehen", kommentierte sein Sekretär die Todesnachricht.
Fast dreißig Jahre lang war er der geistliche Führer der Katholiken auf den Philippinen gewesen: Jaime Sin. Seit 1974 Erzbischof von Manila, erhielt er aus der Hand von Papst Paul VI. 1976 den Kardinalshut. Sin ist als eifriger Verfechter der Demokratie in die Geschichte eingegangen - nicht zuletzt war er die entscheidende Gestalt für den Sturz von Diktator Ferdinand Marcos im Jahr 1986. Der Kardinal rief damals die Bürger des größten katholischen Landes Asiens dazu auf, betend durch die Straßen zu ziehen und so gegen das diktatorische Regime zu protestieren. Die "Rosenkranzrevolution" nannte man diese friedliche Demonstration. Radio Veritas, die katholische Radiostation auf den Philippinen, wurde zu seinem wichtigsten Sprachrohr. Doch nicht nur einmal schaltete sich der philippinische Kardinal in die Politik seines Landes ein - zuletzt war er es, der im Jahr 2003 eine Revolte gegen Präsidentin Gloria Arroyo durch seine Appelle nach 19 Stunden quasi im Keim erstickte. Wenn Kardinal Sin sprach, hörten ihm Präsidenten zu: "Ich habe dem Präsidenten gesagt, dass, wenn wir über wirtschaftlichen Wiederaufbau sprechen, wir auch die geistliche Erneuerung unseres Volkes nicht vergessen sollten. Denn wenn wir nur von materialistischen Dingen sprechen, wird es eine Unausgewogenheit in unserem Land geben - und wir werden kollabieren!"
Kardinal Sin war auch der Gastgeber der größten Messfeier, ja der größten Menschenansammlung in der Geschichte der Menschheit, als sich zum Weltjugendtag in Manila im Januar 1995 rund zwei Millionen Menschen in der philippinischen Hauptstadt mit Papst Johannes Paul II. trafen. Präsidentin Arroyo kommentierte den Tod von Kardinal Sin mit den Worten, der Tag werde in die Geschichte eingehen, an dem ein großer Befreier des philippinischen Volkes und ein großer Gottesmann heim ging. Um Kardinal Sins Wirkung zu verstehen, reicht es vielleicht, an eine seiner Äußerungen nach dem Sturz von Diktator Marcos im Jahr 1986 zu erinnern, als er sagte: "Wir haben Ali Baba vertrieben, aber die 40 Räuber sind geblieben."
(rv 21.06.05 lw)







All the contents on this site are copyrighted ©.