Im Libanon sind die Parlamentswahlen heute in die vierte und letzte Runde gegangen.
28 von insgesamt 128 Parlamentssitzen sind noch zu vergeben. Rund 700.000 Wähler sind
dazu im Norden des Landes an die Urnen gerufen. Die vierte Wahrunde entscheidet, ob
die anti-syrische Opposition die Merhheit behält. Doch die Opposition ist in sich
gespalten, eine Regierungsmehrheit zu finden ist nicht leicht. Der Politikwissenschaftler
und Nahost-Spezialist Roger Bouchahine bestätigte gegenüber Radio Vatikan:
"Ganz
klar, wenn es am Ende einen klaren Sieg für General Aoun gibt, würde es eine totale
Wende bedeuten: All die die prosyrischen Kräfte würden wieder damit beginnen, das
Land zu regieren. Aber es war auch nicht die Absicht von Aoun, aus dem Exil zurückzukehren
und den Libanon zu befreien."
Viele Oppositionelle, darunter auch Aoun,
stünden den prosyrischen Parteien im Endeeffekt zu nahe, sagt Bouchahine:
"Leider
fehlte in den Verhandlungen der richtige Geist. General Aoun hatte und hat die Absicht,
der einzige Oppositionsführer zu werden. Nicht alle denken wie er, aber auf der anderen
Seite fehlt es an starken und fähigen politischen Kräften. Die Opposition hat keinen
gemeinsamen Nenner gefunden, auch weil es in der christlichen Koalition an Führungsfiguren
fehlt."
Anfang Juni rund um Beirut hatte die sunnitische Liste von Saad
Hariri, einem Sohn des ermordeten Ex-Premiers Rafik Hariri, gewonnen. Die zweite Runde
ging an das prosyrische schiitische Bündnis aus Hisbollah und Amal. Im Zentrum des
Zedernstaates hatte der christlichen Ex-General Michel Aoun die Wahl für sich entschieden.