Die Lage für die Christen in einigen Teilen Indiens ist dramatisch. Das sagt ein orthodoxer
Metropolit aus Indien: Kuriakose Theopilose. Er war vor kurzem in Wien zu Gast. Ja,
die Spannungen zwischen Christen und Hindus hätten in letzter Zeit zugenommen. "Bis
zum letzten Jahr hatten wir eigentlich keine Probleme mit ihnen. Ich glaube, die heutige
Spannung hat nicht nur rein religiöse Ursachen - es gibt dafür auch wirtschaftliche
und politische Gründe."
Beispiel Wirtschaft: In Nordindien sei immer noch
eine Mehrheit der Bevölkerung arm, werde ausgenutzt von einer kleinen Oberschicht.
"Wenn dort die christlichen Missionare hinkommen und den Leuten ihre Rechte bewußt
machen, dann stört das die Kreise dieser reichen Leute, und die sind dann gegen die
Missionare."
Beispiel Politik: "Einige Hindu-Politiker wollen die Religion
für ihre politischen Zwecke mißbrauchen." Aber die Hindus, die tatsächlich indische
Christen angriffen, seien nur eine kleine Minderheit, so der Metropolit, "vielleicht
100.000 bei einer Gesamtbevölkerung von einer Milliarde Menschen". Die Hindu-Religion
selber sei "eine sehr tolerante und sehr großzügige Religion." Genauso viel Ärger
wie Hindu-Fundamentalisten machen nach Darstellung des orthodoxen Bischofs aggressive
christliche Sekten aus Amerika. "Diese Leute kommen einfach, verurteilen, sagen: Die
Hindus sind Teufelskinder. Und das provoziert wiederum die Hindu-Fundamentalisten..." (kap
16.06.05 sk)