Italien: Referendum über Bioethik und Stammzellforschung
In Italien hat heute die Volksabstimmung über das Gesetz zu Bioethik und künstlicher
Befruchtung begonnen. Bis morgen mittag sind rund 50 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen,
die ziemlich strengen Regelungen des neuen Gesetzes zu bestätigen oder abzulehnen.
Die katholische Kirche forderte die Gläubigen zu einem Boykott des Referendums auf.
Sie hofft, dass weniger als fünfzig Prozent der Wähler sich an der Abstimmung beteiligen,
damit dieses nicht gültig ist. Die Bischöfe befürchten andernfalls die Liberalisierung
des Bioethik-Gesetzes, mit dem sie leidlich zufrieden sind. Die Opposition und Teile
der Regierung kritisierten die Kirchenkampagne als undemokratisch. Wer sich der Stimme
enthalten wolle, könne dies durch Abgabe eines leeren Stimmzettels tun. Einige
bekannte christdemokratische Politiker sind der Empfehlung der Kirche gefolgt und
nicht an die Urnen gegangen. Dagegen entschied sich Staatspräsident Carlo Azeglio
Ciampi - ein guter Freund des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. -, am Referendum
teilzunehmen. Er sei auf seine Art kohärent, so Ciampi gegenüber Journalisten. "Ich
habe da eine persönliche Geschichte." Bei dem Referendum geht es um die Frage,
ob das bestehende Verbot von Forschung an embryonalen Stammzellen sowie die Gleichsetzung
zwischen Embryonen und menschlichen Wesen aufrecht erhalten bleibt. Zudem sollen die
Wähler entscheiden, ob Paare bei künstlicher Befruchtung auf Spendersamen zurückgreifen
dürfen. Das 2004 verabschiedete Gesetz verbietet dies. Ferner geht es um die Frage,
ob bei künstlicher Befruchtung weiterhin maximal nur drei Embryonen erzeugt werden
dürfen, die sämtlich ohne Präimplantationsdiagnostik der Frau eingepflanzt werden. (rv)